Montag, 04. Juni 2018,
Middelburg. Die Vorpiek wird ausgeräumt, entrostet und gemalt. Ein
Ganztagesjob.
Da wir uns entschlossen
haben, einige Tage in Middelburg zu bleiben, kann ich auch endlich den leidigen
Job mit der Vorpiek angehen. Weil es ziemlich eng da unten zugeht, ist von
Vornherein klar, dass das eine äußerst mühsame Arbeit wird. Als Erstes räume
ich die ganze Last leer, die Kette kommt an Deck. Dann wird der Kettenkasten,
ein stabiles Kunststoffgehäuse, von der Wand abgeschraubt und achtern im
Cockpit zwischengelagert. Jetzt kann man sich zumindest dort unten umdrehen,
aber bequem ist es beileibe immer noch nicht.
Stahlschiffe haben den
Vorteil, dass sie stabil sind und bei guter Pflege lange halten. Aber Stahl
kann halt auch rosten, und das tut er gerne, besonders dann, wenn viel
Feuchtigkeit und vielleicht noch Salz im Spiel ist. Außerdem sind unsere
Vorbesitzer mit dem Raum nicht besonders vorsichtig umgegangen. Mit dem
Zweitanker sind beim Verstauen offenbar dem Lack immer wieder mal Macken
beigebracht worden. Wenn man dann nicht bald was dagegen unternimmt, vermehrt
sich der Rost. Fairerweise muss man aber sagen, dass man die Rostentwicklung
dort, wo sie am schlimmsten ist, kaum sehen kann, weil der Kettenkasten darüber
angebracht ist. Meines Erachtens hätte dieser Bereich des Schiffes bei der
Herstellung gleich komplett mit Kunsstoff oder zumindest mit mehrfachen
Epoxy-Farbanstrichen versehen werden müssen.
Dem Rost gehe ich mit allen
möglichen Werkzeugen zu Leibe. Zunächst mit Hammer und Meißel, für’s Grobe
sozusagen. Dann probiere ich die verschiedenen Gerätschaften aus, die ich in
Zierikzee eingekauft hatte. Darunter ist z.B. ein rotierender Strahler der Firma
Tercoo als Aufsatz für die Bohrmaschine. Soll so gut sein wie Sandstrahlen.
Dauert nur länger. Am besten geht es dann doch mit der Flex mit einer groben
Drahtbürste. Das Ding wird heute beim Arbeiten zeitweilig so heiß, dass ich
Pausen für die Maschine einlegen muss. Natürlich staubt es gewaltig, so dass
ich eine OP-Maske aufsetze. Hat den Nachteil, dass einem beim Ausatmen die
Brille beschlägt. Insgesamt bin ich mit der Entrostung wohl 5 Stunden
beschäftigt. Dann geht eine Stunde für’s Saubermachen drauf. Auch der
Staubsauger muss heute den ganzen Tag über schon Höchstleistungen vollbringen.
Am Ende wird dann alles mehrfach mit in Aceton getränkten Küchentüchern
abgewischt.
Die Farbe für den Anstrich
hatte ich schon im letzten Jahr besorgt. Es handelt sich um eine
Zweikomponentenfarbe mit hohen Epoxyanteilen, die speziell für
hochbeanspruchte, feuchtigkeits- und rostgefährdete Bereiche entwickelt wurde.
Mischungsverhältnis 10:1 nach Gewicht. Die Küchenwaage muss dabei helfen. Noch
eine gute Stunde Malen (die Farbe ist extrem zähflüssig und streicht sich wie
Kleister), dann eine halbe Stunde Aufräumen, dann Duschen (dauert auch eine
halbe Stunde, bis ich den ganzen Dreck von der Haut und den Händen habe).
Christine wartet schon sehnsüchtig auf mich mit dem Abendessen. Es ist
mittlerweile Halb neun. In den nächsten Tagen müssen noch mindestens zwei
weitere Lagen Farbe aufgebracht werden. Die ganze Vorpiek in einem Rutsch
komplett zu streichen wird allerdings kaum gehen, weil man schließlich irgendwo
stehen oder knien muss.
Die Vorpiek wird komplett leer geräumt. Die Kette kommt an Deck, der Kettenkasten wird ausgebaut, und ...
... auch die Alu- und verzinkten Stahlhaken aus dem Baumarkt, die der Vorbesitzer einzeln mit Sikaflex an die Bordwand geklebt hatte, reiße ich runter.
Beim Arbeiten mit rotierenden Werkzeugen wie einer Flex staubt es ganz gewaltig. Ein Atemschutz ist deshalb angesagt, wobei ich nicht so sicher bin, ob der viel hilft.
Dieser Bereich ist am stärksten betroffen. Normalerweise gar nicht zu sehen, weil der Kettenkasten darüber angebracht ist. Die gröbsten Placken schlage ich mit Hammer und Meißel weg.
Die Zweikomponentenfarbe muss im richtigen Mischungsverhältnis angerührt werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen