Mittwoch, 20. Juni 2018. Von
Nieuwegein nach Maarssen, 16 km. 1 Schleuse, 17 Brücken, darunter die kritisch
niedrige Op Burenbrug.
Um zehn Uhr werfen wir die
Leinen los und fahren eine Dreiviertel Stunde später in die Zuidersluis ein,
die den Merwedekanal mit dem Amsterdam-Rhein-Kanal verbindet. Wir sind
erstaunt, denn nach den geringen Wasserstandsunterschieden bei den letzten
Schleusungen geht es diesmal glatt anderthalb Meter abwärts. Sind wir gar nicht
mehr gewohnt. Mit Spannung erwarten wir nun schon die Durchfahrt unter der Op
Burenbrug bei Maarssen, die uns mit ihrer lichten Höhe von 3,75 m so gerade
eben durchlassen müsste. Ärgerlich ist nur, dass der rege Schiffsverkehr auf
dem breiten Kanal, auf dem wir uns nun befinden, ein ziemliches Geschwabbel,
sprich deutlich höhere Wellen als gedacht, für uns bereit hält. Und selbst wenn
mal 5 Minuten lang kein Schiff fährt, hat es sich noch längst nicht
„ausgeschwabbelt“. Wir vermuten, dass die Unruhe der Wasseroberfläche vor allem
deshalb entsteht, weil der Kanal beidseits mit Spundwänden versehen ist, die
die Wellenerzeugung durch die vorbeifahrenden Schiffe reflektieren. Bei einem
flach auslaufenden Ufer wäre der Effekt sicher kleiner. Wir schätzen die Höhe
der Wellen auf 30 cm. Auch wenn sie nicht so lang wie unser Boot sind und
deshalb die Gipsy nicht um diesen Betrag anheben würden, meinen wir doch, dass
es mindestens 10 bis 15 cm rauf und runter geht. Ziemlich viel, wenn wir nur 7
cm Luft nach oben haben.
Schließlich kommen wir Punkt
Zwölf an der kritischen Brücke an. Wir drehen zunächst zwei Kreise, um vorbeifahrende
Schiffe passieren zu lassen und dann gehen wir es an. Ich konzentriere mich
etwas zu stark auf den Bootshaken, den wir als Messmarke mit 3,75 m über der
Wasserlinie vorn am Bug installiert haben und beobachte, wie er versus
Brückenunterkante auf und nieder hopst, samt Gipsy, versteht sich. Irgendwie
bin ich ziemlich angespannt und deshalb sind wir auch eine Idee zu schnell
(schon sehr langsam, aber dann doch nicht langsam genug), schließlich will ich
unter der Brücke durch sein, bevor der nächste Tanker, der uns auf dem Kanal
entgegenkommt, wieder neue Wellen produziert. Gemein ist auch, dass unser Kahn
nicht nur auf und ab tanzt, sondern auch noch seitlich ziemlich taumelt.
Jedenfall kriege ich bei der Konzentration auf verschiedene Dinge nicht mit,
dass die Durchfahrt nicht nur niedrig, sondern auch noch schmal ist. Und so
kommt es, dass wir zwar nach oben hin genug Luft behalten (die lichte Höhe ist
tatsächlich nämlich sicher 3,85 m oder sogar 3,90 m), aber seitlich an die Wand
der sich direkt nach der Brücke anschließenden Schleuse (die aber meistens und
auch heute offen steht) stoßen, und zwar mit einem ziemlichen Rums. Ich ärgere
mich über mich selbst, denn das hätte sich sicher vermeiden lassen. Noch etwas
länger vorm Mauseloch warten, noch eine Runde drehen, den Entgegenkommer noch
vorbeifahren lassen: das hätte man ja schließlich machen können. Als wir durchs
Nadelöhr durch sind, betreiben wir Schadensuche. Ist nicht so schlimm. Unser
Fender-Rope hat ein paar Fasern verloren und der große Kugelfender an
Steuerbord hat einige tiefe Riefen und schwarze Streifen bekommen.
Wir fahren nun auf der
wunderschönen Vecht, die als eine der schönsten Wasserstraßen der Niederlande
gilt. Sie ist schmal und gewunden, führt durch schöne Landschaften und an ihren
Ufern gibt es prachtvolle Villen zu bestaunen. Heute fahren wir nicht mehr
weit, sondern machen um 1230 im kleinen Städtchen Maarssen am rechten Ufer der
Vecht fest. Hier gibt es ein interessantes Bezahlsystem für den Liegeplatz und
die Stromsteckdose. Kann man alles per Telefon oder per App bezahlen und sich
damit auch die Steckdose, die eine 5-stellige Nummer trägt, freischalten
lassen. Ich installiere also die App und probiere die ganze Geschichte aus.
Funktioniert prima. Plötzlich kommt Strom aus der Leitung. Diese Bezahlart ist
offenbar auch andernorts in Holland verbreitet und vermutlich werden wir dem
System jetzt öfter begegnen. Einmal im Monat bekommt man eine Rechnung und kann
dann per Kreditkarte bezahlen oder gleich einen Abbuchungsauftrag erteilen. Die
Höhe der Kosten wird einem aber auch aktuell in der App gleich ausgewiesen. Das
System spart natürlich Personal und so günstig wie dieser schöne Liegeplatz
hier heute ist, scheint man diesen Kostenvorteil an die Nutzer weiterzugeben.
Am Nachmittag wird das
Wetter endlich mal wieder sonnig und warm, so dass wir die Gelegenheit zu zwei
kleinen Wanderungen nutzen, während derer die Waschmaschine läuft bzw. die
Wäsche trocknet. Die Sonne scheint, bis sie untergeht und wir sitzen lange an
Deck und genießen die Stimmung.
Breiter Kanal, beidseits Spundwände, viel Schiffsverkehr, viel Welle (für Kanalverhältnisse; alles ist relativ!).
Den Bootshaken mit Zollstock am Ende haben wir vorn am Bug fixiert. Das obere Ende des Zollstocks liegt 3,75 m über dem Wasserspiegel. Oberkante Schiff (Zeltfirst): 3,68 m.
An den Spundwänden kann man die Höhe der Wellen in etwa abschätzen.
Das ist sie, die Op Burenbrug.
Na toll, ganz super! Da gibt es schon eine Anzeige, die die tatsächliche lichte Höhe markieren würde. Ja - wenn sie denn noch intakt wäre.
Geschafft, wir sind drunter durch und zwar ohne oben anzustoßen. Dafür hat es seitlich etwas gerumst.
Die Anzeige auf der Innenseite ist noch gut lesbar und die vermeldet exakt 3,75 m. Tatsächlich ist die lichte Höhe aber 10 bis 15 cm größer.
Auch der Fender hat etwas abbekommen, aber das ist schließlich sein Job. Nur das Saubermachen ist ziemlich mühsam.
Am Nachmittag auf einem Rundgang durch das Städtchen Maarssen, das ein paar Kilometer nördlich von Utrecht liegt.
Unser Liegeplatz am rechten Ufer der Vecht.
Von Nieuwegein nach Maarssen, 16 km.
Kritisch für unsere Bootsgröße. Durchfahrt unter der Op Burenbrug. Hier geht es vom Amsterdam-Rhein-Kanal in die Vecht.
Ende der heutigen Seefahrt in Maarssen.
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