Sonntag, 17. Juni 2018. Von
Aakvlaai nach Gorinchem, 20 km. 2 Schleusen, 1 Brücke. Wir passieren die
schmalste aller Schleusen (enger geht nicht).
Das Ankeraufgehen dauert
lange. Und zwar deshalb, weil wir nicht allzu viel Dreck mit der Kette unter
Deck befördern wollen, auch wenn er nur im Kettenkasten landen würde. Sie ist
mit Schlamm verklebt und auch grünes Gewächs hält sich hartnäckig auf den
Gliedern und muss von Hand entfernt werden. Mit der Schlagpütz holen wir immer
wieder frisches Wasser an Deck, was auf die Dauer mühsam wird, denn der Bug
liegt immerhin 1,80 über dem Wasserspiegel. So vergehen also schnell einmal 20
oder 25 Minuten, bis der Anker aus dem Grund und insgesamt fast eine
Dreiviertelstunde, bis hinterher alles wieder halbwegs sauber ist. Jedenfalls
wissen wir nach dieser Ankernacht, dass die Ausrüstung funktioniert und diesen
Verhältnissen tadellos gewachsen ist. Auch bei dem frischen Wind heute Morgen
hat die hydraulische Winsch keinerlei Probleme, das Boot ohne
Motorunterstützung zum Anker zu ziehen und diesen auszubrechen.
Ohne jeglichen Sonnenschein,
dafür mit viel Wolken und Temperaturen um 17 Grad, verlassen wir den Biesbosch
wieder gen Norden über das Gat van Paulus und die Biesboschsluis in die
Merwede. In den Böen bläst es mit 5 Beaufort aus West (also von achtern, weil
wir östlich fahren) und das Wasser strömt uns mit 3 km/h entgegen. Wir sind
erstaunt über die Breite der Merwede und fühlen uns an die Fahrt auf dem
Niederrhein erinnert, wozu auch die rege Berufsschifffahrt beiträgt (obschon
heute Sonntag ist).
In unserem Hollandführer
steht beschrieben, dass man in Gorinchem am schönsten im Lingehaven liegt,
mitten in der Altstadt. Dazu müssen wir nur durch die Jachtensluis fahren. Die
Tore stehen offen, als wir ankommen und das grüne Licht leuchtet. Sie kommt uns
sehr schmal vor aber wir haben nicht lange Zeit zum Überlegen und versuchen es
einfach. Ganz langsam tasten wir uns in die Einfahrt. Tatsächlich ist sie so
eng, dass wir mit den Kugelfendern am Bug gleich steckenbleiben. Okay, wieder
etwas retour. Die Schleusenwärterin spricht uns von oben an. Wir sollten uns
ruhig Zeit lassen, und wie breit denn unser Boot wäre. Mit 4,35 m müsste es
gehen, denn laut Madame ist die Kammer 4,50 Meter breit (später lese ich, dass
es laut ANWB-Karte nur 4,40 m sind). Tatsächlich bleiben an beiden Seiten nur
etwa 5 cm Platz zu den Schleusenwänden. So schmal waren ja nicht einmal die
Schleusenkammern auf der Lahn. Dafür ist im Hafenbecken dann reichlich freie
Fläche vorhanden. Wir dürfen unseren Liegeplatz frei wählen. Allerdings sind
die Boxen zu eng für die Gipsy 5, so dass wir uns schließlich an eine
Dalbenreihe legen und später über einen Balken balancieren müssen, um an Land
zu kommen.
Der Ort Gorinchem hat 36.000
Einwohner und erinnert in vielem an die anderen schönen Städte, von denen wir
in den letzten Wochen so reichlich gesehen haben. Uns scheint, dass Anzahl und
Ausmaß der Fußgängerzonen bei Städten dieser Kategorie deutlich größer sind als
in Deutschland oder Österreich. Osnabrück zum Beispiel, mit mehr als 150.000
Einwohnern, hat sicher nicht so viel Fußgängerzone zu bieten wie unsere heutige
Gaststadt. Beim Rundgang entdecken wir eine Kneipe ganz in der Nähe unseres
Liegeplatzes, die auf die Fußball-WM aufmerksam macht. Drinnen hängen 3 große
Flatscreens und eine Beamer-Leinwand. Ach ja, in einer Stunde findet ja das
Spiel Deutschland-Mexico statt. Also bin ich um 17 Uhr vor Ort und schaue mir
die traurige Partie an, die 0:1 endet. Außer mir hocken noch eine Handvoll
deutsche Charterskipper in dem Laden und so werde ich nebenbei darüber
informiert, welche Schwierigkeiten auf vier Männer so zukommen, die ohne
Führerschein (braucht man nicht in NL) ein Motorboot in die Hand gedrückt
bekommen. Ohne große Einweisung und mit einem „Viel Spaß dann ...“ werden sie
auf die Reise geschickt. Nach dem, was ich da so zu hören bekomme, kann man
sich nur wünschen, solchen Greenhorns möglichst nicht auf dem Wasser zu
begegnen.
Wir verlassen den Biesbosch Nationalpark.
Jachtensluis von Gorinchem: Die engste Schleuse, in die wir je hinein gefahren sind. Weniger geht dann auch nicht mehr.
Für Fender bleibt an den Bordwänden kein Platz mehr.
Unser Liegeplatz im Lingehaven von Gorinchem. Im Hintergrund die Jachtensluis, aus der gerade ein kleineres Boot heraus kommt.
Ein Blick vom Office des Harbour-Masters oben auf der Schleuse auf die Merwede, die eine Fortsetzung der Wal ist, die wiederum einer der drei Flüsse ist, in die sich der Rhein aufteilt.
Ein Gang durch Gorinchem und dessen Fußgängerzonen, ...
... vorbei an Kanonen und Windmühlen, ...
... und wieder zurück zum Schiff.

Track von heute: Biesbosch (Aakvlaai) nach Gorinchem, 20 km.
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