Sonntag, 23. Juni 2019. Von
Mariestad nach Sjötorp, 21 km und eine Schleuse.
Sabine und Frank werfen
unsere Leinen los und winken bye bye. Es sind nicht einmal ganz zwei Stunden
Fahrzeit bei gutem Wetter, dann fahren wir in den kleinen Hafen von Sjötorp
ein, in dem sich die erste Schleuse des Götakanals befindet. Die beiden dänischen
Boote, die mit uns in Mariestad gelegen hatten, aber vor uns ausgelaufen waren,
liegen an einem Schwimmsteg und warten auf die Schleusenöffnung. Als die Tore
aufgehen, wollen wir diesen beiden Booten den Vortritt lassen und warten etwas
neben der Schleuse. Aber bevor sie noch ihre Leinen losmachen können, fährt
bereits der größere norwegische Trawler, der vor uns in Mariestad an der Pier
lag, aber hier nach uns angekommen ist, in die Schleusenkammer. Ist ja eine
ziemliche Dreistigkeit. Weil diese Schleusen nur 36 m lang und 7 m breit sind,
passen wir am Ende nicht mehr mit hinein, was mir gleich klar war.
Nun legen wir uns an den Schwimmsteg, an dem
zuvor die Dänen gelegen hatten und warten. Von unserem Platz aus können wir
sehen, wie die Boote mit dem Wasser in der Schleuse steigen. Aber es geht sehr
sehr langsam (wie ich später vom Schleusenmeister erfahre, musste er wegen der
unvorbereiten Norweger extrem langsam schleusen). Als die Schleusentore dann
wieder geöffnet werden, dürfen wir immer noch nicht rein, denn in 15 Minuten
wird die Wilhelm Tham erwartet (die kennen wir ja nun schon zur Genüge) und
Fahrgastschiffe haben Vorrang. Ich laufe einmal um den kleinen Hafen herum und
schaue mir die Schleusung an. Außerdem quatsche ich mit dem Schleusenbediener,
der ausgezeichnet Deutsch spricht und uns für die nächste „Runde“ den ersten
Platz in der Kammer zuweist. Hier treffen wir auch noch einmal auf Sabine und
Frank, die mit dem Auto natürlich viel schneller hier waren und schon eine
Weile auf uns gewartet haben um sich den Schleusenvorgang anzuschauen.
Der Hub der Schleusen ist
nicht sehr groß. Hier sind es 2,90 Meter. Anders, als fast überall sonst, gibt
es im Götakanal aber in den Schleusenmauern keine Festmachemöglichkeit. Man
muss die Leinen oben auf der Mauer durch Ringe ziehen. Wie das geschehen soll,
ist vorgeschrieben. Ein Crewmitglied soll an Land um die Leinen anzunehmen.
Wegen der starken Strömung braucht man zwei Leinen, eine vorn, eine achtern.
Normalerweise arbeiten wir beim Schleusen mit nur einer Leine in der Mitte.
Beim Aufwärtsschleusen soll man die Achterleine belegen und die Vorleine während
des Liftens durchsetzen und so verhindern, dass sich das Boot nach achtern
bewegt. Bei der starken Strömung, die entsteht, wenn die bergseitigen Schieber
in den Toren geöffnet werden, ist das mit einem 18 Tonnen Schiff vermutlich
nicht so leicht. Den Motor soll man nämlich abstellen. Aber wir haben ja schon
eine gewisse Routine und kommen auch mit dieser neuen Situation ganz gut
zurecht, als wir nach anderthalbstündiger Wartezeit um 1320 an die Reihe
kommen.
Außer uns passt nur noch ein
weiteres kleines Motorboot in die Kammer. Weil wir noch nicht online
registriert sind, müssen wir hier jetzt auch bezahlen. Die One Way Kanalpassage
kostet 871 Euro. Darin enthalten sind alle Liegeplatzgebühren inklusive Strom
(allerdings nur 6 Ampere), Wasser, Benutzung der Sanitäranlagen, ich glaube
sogar auch von Waschmaschinen, wo es sie gibt. In den insgesamt 21 kleinen
Marinas darf man jeweils bis zu 5 Tage lang bleiben. Wenn man das jetzt
ausschöpfen würde, käme man mit der Kanalpassage sogar günstiger weg, als man
sonst für Liegeplatzgebühren bezahlen würde. Die meisten Boote werden die
Durchfahrt aber wohl in einer bis zwei Wochen machen, denn die Urlaube sind ja meist
nicht so lang. Wir wollen uns jedenfalls Zeit lassen und nicht mit maximalen
Tagesleistungen hindurcheilen.
Eigentlich hatten wir heute
noch die beiden nächsten, direkt hintereinander liegenden, Schleusenkammern
durchfahren wollen. Wir müssen aber erstmal warten und machen an den Norwegern
längsseits fest, die uns die Vorfahrt geklaut hatten. Ausgesprochen nette
Leute, wie sich herausstellt. Muss sich wohl um ein Missverständnis gehandelt
haben. Die Wartezeit nutze ich, um mir die nächsten Schleusen und die
Bootsliegeplätze oberhalb davon anzuschauen. Da lägen wir hier unten, wo wir
gerade sind, deutlich schöner. Als beim nächsten Schleusengang Liegeplätze frei
werden, legen wir uns um und bleiben in diesem kurzen Kanalstück zwischen den
Schleusen, von denen es hier in Sjötorp insgesamt 6 gibt.
Wir wandern dann etwas am
Kanal entlang, schauen uns verschiedene Schleusenvorgänge an und plaudern mit
einer jungen Schleusenlady, die die Locks 4 bis 6 bedient und dabei mit dem
Fahrrad von einer zu anderen fährt. Wir vermuten, dass das Bedienpersonal in
den beiden Sommermonaten, in denen hier Hochsaison ist (Mitte Juni bis Mitte
August), überwiegend aus Studenten besteht. Die schauen jedenfalls so aus. Wir
essen an Bord. Christine kocht uns einen hervorragenden Gemüseeintopf.
Wir haben jedenfalls kein Problem mit der Höhe.
In Sjötorp vor der ersten Schleuse. Der norwegische Trawler rechts im Bild fährt als Erster in die Schleuse, obschon dieses Recht eigentlich den zuerst gekommenen dänischen Booten zugestanden hätte und wir als Nächste an der Reihe gewesen wären. Dieses Verhalten beschert uns anderthalb Stunden Wartezeit.
In Warteposition
Kleiner Hafen außerhalb der Schleuse.
Die Wilhelm Tham läuft in die Schleuse ein.
Noch sooo viel, wird hier dem Kapitän angezeigt.
Als die Schieber in den Schleusentoren geöffnet werden, entsteht starke Strömung.
Sabine und Frank schauen zu wie wir geschleust werden.
Frank fotografiert und ich spreche nach dem Bezahlen noch mit dem Schleusenmeister.
Weil kein Platz am Steg frei ist, legen wir uns erst einmal längsseits an den Norweger-Trawler
Christine hat eine schöne Waiting Position gefunden.
Die Wilhelm Tham ist immer noch in der nächsten Schleusentreppe (Nr. 2 und 3 hier in Sjötorp). Es dauert ziemlich lang, weil das Fahrgastschiff in einer der Kammern einige Versorgungsarbeiten (Wasserübernahme, usw.) durchführt.
Schöner Platz. Hier bleiben wir liegen.
Blick zurück auf das Wärterhaus von Schleuse 1.
Häuser am Rand des Götakanals.
Dorfkirche
Die Schweden sind große Oldtimerfans. Wir haben schon viele alte Karossen gesehen, vor allem diese riesigen Amischlitten aus den sechziger Jahren mit den Sechs-Liter-V8-Motoren.
Von Mariestad nach Sjötorp, 21 km.
Die Schleusen in Sjötorp. Ganz links Nr. 1, durch die wir heute gefahren sind. In der Mitte eine Doppelschleuse, rechts Nr. 4 und 5. Noch weiter rechts gibt es eine weitere Einzelschleuse.
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