Donnerstag, 27. Juni 2019

Doppel- und Dreierschleusen


Donnerstag, 27. Juni 2019. Von Norrkvarn nach Töreboda, 9 km, 9 Schleusen, 4 Brücken. 36 km Radtour nach Tätorp und zurück.

Wir wollen es mal mit der Früh-Starten-Strategie versuchen nach dem Motto: Wenn wir die ersten sind, brauchen wir vielleicht nicht zu warten. Vor den 9 Schleusen nämlich, die uns heute bevorstehen. Deshalb geht es schon vor 9 Uhr los. An unserem Steg ist jedenfalls noch niemand startklar, als wir abhauen. Und was soll ich sagen: Grandiose Strategie. Heute funktioniert sie jedenfalls tadellos.

Die erste Doppelschleuse steht offen, als wir ankommen. Das ist schon mal perfekt. Sie wird von einer Dame unseres Alters bedient, also diesmal wohl keine Studentin. Sie ist so souverän, dass sie Christine anbietet, die Schleusenfunktionen an der Fernbedienung selbst auszuführen. Unter Anleitung, versteht sich. Es sind eine Menge Knöpfe auf der Tastatur. Schließlich hat so eine Doppelschleuse 6 Tore und jedes Tor hat 2 Schieber, die das Wasser durchlassen. Die Schieber werden hydraulisch betätigt und lassen sich unterschiedlich weit öffnen. Ein gewiefter Schleusenbediener achtet genau auf die Boote unten in der Schleuse und darauf, wie sich deren Crews verhalten. Sollte ein Boot zu stark quer treiben oder insgesamt zu viel Unsicherheit herrschen, kann man die Schieber wieder etwas schließen und so die Strömungsgeschwindigkeiten und Turbulenzen im Wasser reduzieren. Das ist bei uns nicht nötig. Christine macht ihre Sache perfekt und bekommt einiges erklärt von der netten Dame.

Die nächste Schleuse ist eine Dreier-Kombination mit Brücke davor. Alles schon geöffnet als wir ankommen. Phantastisch. Mit Routine, die wir jetzt schon haben, absolvieren wir die drei Kammern in 34 Minuten. Es geht natürlich auch deshalb so schnell, weil wir auch heute wieder in jeder Schleuse allein sind und nicht noch auf andere Boote warten müssen. Vor der nächsten Doppelschleuse gibt es Gegenverkehr, aber das Timing passt perfekt. Sowohl unsere Entgegenkommer wie auch wir finden offene Tore vor. Gleiches Glück haben wir bei der letzten Doppelschleuse des Tages. Es sind die Schleusen 18 und 19 im Kanal. Lediglich vor den zwei Brücken, die noch bis Töreboda vor uns liegen, müssen wir einmal 8 und einmal 4 Minuten warten. Das liegt daran, dass die Bediener, die meistens gar nicht vor Ort und für mehrere Brücken verantwortlich sind, nicht zwei Brücken gleichzeitig aus der Ferne bedienen dürfen (wahrscheinlich um Unaufmerksamkeiten zu vermeiden und die Konzentration auf eine einzige Brücke zu lenken).

Um 1140 machen wir an einem langen Längssteg in Töreboda fest, an dem zu dieser Zeit noch reichlich Platz vorhanden ist. Bei einem Blick in die Bücher stellen wir erstaunt fest, dass wir bereits auf 91,6 m über Null sind, uns also nur noch 20 cm und eine Schleuse mit entsprechend kleinem Hub von der Wasserscheide trennen, bevor es also schon wieder abwärts geht.

Töreboda ist mit gut 4000 Einwohnern mal ein Ort am Götakanal, in dem man ordentlich Lebensmittel einkaufen kann. Es gibt hier immerhin einen Netto, einen ICA und einen Coop Supermarkt. Schwer bepackt kommen wir wieder an Bord zurück. Anschließend radeln wir am Kanal entlang Richtung Süden um uns die nächsten Liegeplatzmöglichkeiten anzuschauen. 18 km sind es bis zum See Viken und bis dahin gibt es nur einige Brücken, aber keine Schleusen mehr. Wunderschöne Natur weit und breit. Über lange Strecken ist der Kanal das einzige von Menschen geschaffene Konstrukt, das wir zu sehen kriegen. Keine Häuser, keine Industrie, keine Hochspannungsmasten. Ausgesprochen geeignet zum Entschleunigen, wenn einem der Sinn danach steht. Die kleinen Yachthäfen sind übrigens fast immer mit Stellplätzen für Wohnmobile oder auch Campingplätzen kombiniert, so dass die sanitären Einrichtungen und sonstige Infrastruktur, wie Müllcontainer, Restaurants oder Cafés gemeinsam genutzt werden können. Uns fällt auf, dass die pittoresken Holzhäuser mit der farbenfrohen Gestaltung nur auf dem Land oder an den Ortsrändern anzutreffen sind. Die Innenstädte wirken dagegen oft etwas lieblos oder zumindest architektonisch uninteressant.

Nachdem es heute am Morgen zeitweilig etwas geregnet hatte, ist es am Nachmittag durchwegs sonnig. Als wir um 1830 von der Radtour zurück kommen, sind wir nach den 36 Kilometern angenehm müde in den Knochen. Wir genießen die schöne Stimmung und die tollen Lichtverhältnisse bei Sundowner und Abendessen im Cockpit.

Wenn wir heute Abend ins Bett gehen werden wir darauf achten, nicht wieder eine oder mehrere Fliegen mit uns ins Schlafzimmer zu „nehmen“. Die haben uns letzte Nacht nämlich fast kirre gemacht, weil sie sich permanent auf den Armen oder dem Kopf niedergelassen haben. Man schläft nicht gut dabei bzw. wird ständig wieder wach. Um drei Uhr hatte ich dann die Nase voll, habe mein Bettzeug gepackt und bin ins Vorschiff umgezogen. Tür zu und dann ist Ruhe eingekehrt. Christine hat sich weiter mit dem oder den Brummern rumgeplagt. Dafür hat bisher noch keine Mückenplage eingesetzt, von der wir so viel gehört hatten. Kann ja noch kommen.


 Christine bedient die Schleuse, ...

 ... was sie perfekt macht. Erst werden die Schieber geöffnet, ...

 ... etwas später die Tore zur nächsten Kammer.

 Job erledigt. Nun muss sie sich wieder um die Leinen kümmern.

 Vor der Ausfahrt aus der obersten Kammer der Dreier-Schleuse

 Es regnet leicht. Hier bekommen wir Gegenverkehr.

 Die erste Schleusenkammer ist offen. Rechts an dem kleinen Steg, den es vor jeder Schleuse gibt, geht Christine immer an Land und nimmt dabei gleich die Vorleine mit.

 Die meisten Brücken sind einspurig und schmal und die Straßen, die sich links und rechts anschließen, wenig befahren.

 So ein Katamaran hat hier nicht mehr viel Platz und breiter als 7 Meter darf er ohnehin nicht sein um den Götakanal befahren zu können.

Tagesziel erreicht. Der lange Steg in Töreboda, nicht weit entfernt vom Stadtzentrum und guten Einkaufsmöglichkeiten.

 Auf der Radtour Richtung Tätorp.

Anschließend macht uns dann der Ohrwurm "Kornblumenblau ..." zu schaffen, der sich listig ins Gehirn geschlichen hat.

 Die nächste Liegemöglichkeit gäbe es in Jonsboda, ...

 ... und etwa 3,5 km weiter liegt Vassbacken. Auf dem Rückweg machen wir an dieser Stelle eine (Eis-) Pause.

 Dafür, dass eigentlich schon Hochsaison ist, herrscht immer noch wenig Verkehr auf dem Kanal. Hin und wieder sehen wir dann aber doch ein Boot.


 In Tätorp kommt nach 16 km Strecke die nächste Schleuse. Die letzte, in der es nach oben geht. Aber nur 20 Zentimeter.

 Alle Schleusenfunktionen werden hier von Hand bedient.


 Langer Steg in Tätorp unmittelbar vor dem See Viken. Schön zu liegen, aber kein Strom- und kein Wasseranschluss.

 Kunst am Kanal.

 Es gibt eine Verzweigung des Kanals zwischen Tätorp und Vassbacken bei der man, wenn man von Tätorp kommt, leicht verkehrt fahren kann, weil es dort keinen Hinweis auf den richtigen Weg gibt. Diese englische Yacht ist falsch abgebogen ...

 ... und muss vor dieser Brücke frustriert wieder umkehren. Mit einem längeren Schiff hätte man gar nicht wenden können, sondern müsste rückwärts wieder raus. Der Mast streift in der Höhe Blätter, Zweige und Äste. Da könnte schon mal was beschädigt werden, z.B. die elektronische Windmessung oder eine Antenne.

 Von der anderen Seite ist gut zu erkennen, wo man nicht hineinfahren soll.


 Auf dem Hinweg sind wir mit dieser handbedienten Fähre übergesetzt worden. Auf dem Rückweg fahren wir auf dieser Seite weiter und nehmen die Dienste des Fährmanns nicht in Anspruch.  Rechts am Wegrand liegt ein Stück Brücke, dass man wohl nach dem Ende der Bootssaison an dieser Stelle einsetzt.



Von Norrkvarn nach Töreboda. 9 km, 9 Brücken.

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