Dienstag, 11. Juni 2019. Von
Kungälv nach Trollhättan, 54 km und 5 Schleusen. Die Schleusentreppen von
Trollhättan sind eine Wucht.
Der Tag beginnt mit einem
Ärgernis. Einer der Fender ist hinüber. Platt wie eine Flunder. Kein Wunder,
ist ja auch ein großes Loch drin. Wie kann das? Nach einigem Überlegen komme
ich drauf: Wir haben das Ding vor den Auspuff der Heizung gehängt, die wir für
die Warmwasserversorgung eingeschaltet hatten. Und die Gase sind heiß. Das
Thema hatten wir nicht auf der Pfanne, weil man erstens den Auspuff von Deck
aus nicht sieht, wir zweitens ganz selten mit Backbordseite anlegen (wo nämlich
der „Schornstein“ ist) und wir drittens immer dann, wenn wir Landstrom haben,
den Boiler elektrisch betreiben und die Heizung dann eben meistens nicht läuft.
Um Viertel vor acht geht’s
los. Bergauf. Das Gewässer, auf dem wir da unterwegs sind, ist alles andere als
ein Kanal. Ist ja auch die Göta Älv (oder der ...). Und dieser Fluss fließt,
und zwar nicht besonders gemächlich. Mindestens zwei, manchmal strömen uns
sogar bis zu 6 km/h entgegen und das macht unsere Fahrt über Grund natürlich
langsamer. Gerade rechtzeitig bei der ersten Schleuse des Tages fängt es an zu
regnen. Passt super. In Lilla Edet können wir gleich in die Schleuse einlaufen
und für die beiden Segler, die uns begleiten, wird die 10 Meter hohe Brücke
auch passend geöffnet. Als Sportboot macht man in den Schleusenkammern
sinnvollerweise an einer der drei Leitern fest, da die Poller in der Wand sehr
weit auseinander liegen, sowohl vertikal wie auch horizontal. Mit dieser
Methode lässt sich allerdings die Kapazität der Schleuse nicht ausschöpfen,
wenn der Andrang denn mal größer ist als heute (und das ist in der Hauptsaison
mit Sicherheit der Fall).
Bis Trollhättan sind es gute
50 Kilometer und eigentlich haben wir nach der nassen ersten Schleuse keinen
Bock mehr auf die Schleusentreppe an unserem Tagesziel. Man könnte nämlich auch
an einem schönen Platz mitten im Grünen auf der Talseite der Vierer-Schleusen-Kombi
parken, allerdings ohne Stromanschluss. Da das untere Schleusentor offen steht
und es gerade aufgehört hat zu regnen, entschließen wir uns kurzerhand um und
fahren doch in die Schleusen. Von der ersten geht es direkt in die zweite, von
dieser direkt in die dritte Kammer. Jeweils 8 Meter rauf. Dort bezahlt man dann
die Kanalgebühr von insgesamt 1000 Schwedenkronen (etwa 100 Euro, die man bei
einem Service-Boy, der mit Funkterminal vorbeikommt, per Kreditkarte bezahlt)
und fährt nach einem kurzen Kanalstück in die vierte Schleuse, wo es noch mal 8
Meter aufwärts geht. Die ganze Schleuserei, also von der Einfahrt in die erste
bis zur Ausfahrt aus der letzten Kammer dauert eine Stunde und 22 Minuten.
Unmittelbar nach der vierten Schleuse machen wir linker Hand in der Einfahrt
zur stillgelegten, alten Schleusenanlage um 1615 fest. Hier liegen wir
wunderbar, mit Strom- und Wasseranschluss, deren Gebühren man mit der Kanalfee
schon berappt hat.
Wir tapern gleich los und
schauen uns die gesamte Schleusenanlage nun einmal von außen an. Besonders
interessant sind die alten Kammern, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut
wurden. Damals hatte man zwei parallele Schleusentreppen in die Felsen gehauen
oder gesprengt. Insgesamt können wir 11 Schleusenkammern in unterschiedlichem
Verfallszustand bewundern. Das ganze eingebettet in wunderschöne Natur. Wir
sind begeistert. Beim Rückweg entlang der neuen Schleusen (durch die wir heute
gekommen waren) sehen wir das erste Handelsschiff dieses Tages (auch
Freizeitboote haben wir heute sehr wenige gesehen), das sich anschickt,
bergwärts zu schleusen. Wir schauen eine Weile interessiert zu, wie sich das
große Schiff, das den Abmessungen nach exakt in diese Schleusenmaße
hineinkonstruiert worden sein muss, langsam in die offene Kammer schiebt. Wir
sitzen längst beim Abendessen im Salon, als das Dickschiff hinter uns aus der
letzten Schleuse ausfährt und beim Passieren durch den entstehenden Sog unser
Bötchen ganz schön in Bewegung versetzt.
Die heutige Fahrt führt durch schöne Natur. Leider ist es bedeckt und auch regnerisch.
Hin und wieder nette Häuschen am Ufer.
Diese Markierungen kennzeichnen das Fahrwasser. Gelbe Schilder auf der östlichen Seite, weiße auf der westlichen. Ziemlich aufwendig gemacht, denn die Dalben stehen in tiefem Wasser und manchmal ist der Abstand zwischen ihnen nur 200 Meter.
Hier erkennt man die starke Strömung, die uns heute meistens mit 3 bis 5 km/h bremst.
Erste Schleuse des Tages in Lilla Edet.
Es regnet.
Blick in die erste Kammer der Schleusentreppe von Trollhättan. Da sie offen steht und es nicht mehr regnet, fahren wir rein, obschon wir das für heute eigentlich gar nicht mehr geplant hatten.
Es geht 8 Meter rauf, dann sofort in die nächste Kammer.
In Schleuse 3 muss man die Kanalgebühr bezahlen. Per Kreditkarte am Schiff.
Im Hintergrund sieht man schon Schleuse Nummer 4, ...
... in die vor uns eine deutsche Segelyacht einläuft, die gestern auch in Kungälv geparkt hatte.
Schöner Liegeplatz in der Zufahrt zur alten Schleusenanlage.
Nicht mehr in Betrieb, aber schön anzuschauen. Eine der alten Schleusentreppen.
Diese Kammer ist schon etwas zugewachsen.
Hier hätten wir für die Nacht angelegt, wenn wir nicht mehr durch die Schleusen gefahren wären. Mitten in der Botanik. Ohne Versorgungseinrichtungen, aber sehr idyllisch.
Gleiche Pier von der anderen Seite aus gesehen.
Durchschnittlich 8 solcher Schiffe sollen täglich den Kanal befahren. Dieses ist das erste, das wir heute sehen. Etwas später passiert uns dann ein weiteres in Gegenrichtung.
Das ist Zentimeterarbeit.
Von Kungälv nach Trollhättan. 54 km und 5 Schleusen.
Die Schleusenkanäle und Stufen sind leider wegen des Schattens auf dem GE-Bild schlecht erkennbar. Oberhalb unseres Tracks und in Bildmitte befinden sich jedenfalls die alten Schleusentreppen, die nicht mehr in Betrieb sind.
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