Sonntag, 29. August 2021. Von Schleswig nach Kappeln, 18 km
und lange Wartezeit vor der Brücke in Lindaunis. Wanderung nach Arnis.
Die Fahrt von Schleswig nach Kappeln dauert 2 Stunden länger
als geplant. Und das liegt daran, dass die Brücke in Lindaunis wegen
Baufälligkeit (offiziell heißt es: „wegen technischer Mängel“) nicht mehr
stündlich, sondern nur noch 4mal täglich öffnet. Das wussten wir aber nicht,
als wir uns entschieden, um halb elf loszufahren, um dann nämlich um 1245 die
Brückenöffnung zu bekommen. Wir sind auch rechtzeitig, sogar 10 Minuten vor der
Zeit, vor Ort. Weil wir die einzigen sind, die auf unserer Seite der Brücke
warten und wir in Kappeln erlebt hatten, dass man einem anrauschenden Boot die geöffnete
Brücke vor der Nase zugemacht hat mit der später erteilten Begründung, dass die
Flagge „N“ nicht gesetzt worden sei, betätige ich vorsichtshalber unser
Signalhorn: 2 mal lang (das ist das alternative Signal neben der Flagge, um
eine Brückenöffnung anzufordern. Per Funk oder Telefon ist die Brücke Lindaunis
nämlich nicht erreichbar). Das macht ganz schönen Lärm. Aber es tut sich
nichts. Nachdem wir schon vor drei Tagen erlebt hatten, dass die Brücke mit Verspätung
öffnet, warten wir 20 Minuten, Kringel fahrend, ab. Dann betätige ich erneut
das Horn und schaue mal hoch zum Brückenwärterhaus, ob sich da vielleicht
jemand am Fenster blicken lässt. Was ist das da für ein weißer Fleck im
Fenster? Eine Kapitänsmütze? Ich nehme das Fernglas zur Hand. Nein, keine Mütze,
sondern ein weißes DIN A4-Blatt mit handschriftlich aufgemalten Ziffern:
14:45. Waaas? Das ist ja erst in zwei
Stunden. Erst jetzt kommen wir auf die Idee, einmal im Internet zu
recherchieren. Und siehe da, es gibt einen Zeitungsartikel von Anfang Mai 2021,
in dem beschrieben steht, dass aus technischen Gründen diese alte Brücke nur
noch viermal täglich geöffnet wird. 11 Uhr 45 ist schon lange vorbei und die
nächste Öffnung ist dann eben erst um 14 Uhr 45 vorgesehen.
Gut, dann müssen wir halt warten. Ist ja nicht so schlimm. Ich
finde nur, dass man diese geänderten Öffnungszeiten etwas besser kommunizieren
könnte, z.B. indem man ein großes, leserliches Schild anbringt mit den neuen
Öffnungszeiten. Hilfreich wäre es auch, wenn man die Brücke anfunken oder anrufen
könnte. Ohne unser Gehupe hätten wir vermutlich gar nicht erfahren, wann das
Tor aufgesperrt wird. Vor der Brücke liegen zwei große gelbe Tonnen mit
Stahlösen, an dem sich die wartenden Boote festmachen können. Na ja, jedenfalls
zwei Boote, denn es gibt ja nur zwei Tonnen. Im Sommer bei Hochbetrieb reichen
die natürlich bei weitem nicht aus. Wir haben nun die Herausforderung, im
strömenden Gewässer eine Leine an die Tonne zu bringen, die anderthalb Meter niedriger
als unser Bug ist. Glücklicherweise hatten wir vor zwei Jahren in Schweden ein Gerät
(eine Art Spezial-Bootshaken) gekauft, das genau dafür konstruiert wurde, eine
Leine durch eine weiter entfernte Öse zu fädeln. Und Christine kriegt das
tatsächlich ganz gut hin (während ich versuche, das Boot vorsichtig möglichst nah
an die Boje zu bringen und dabei mit der Stahltonne nicht zusammenzustoßen), so
dass wir uns die nächsten zwei Stunden mit ausgeschaltetem Motor an der Boje
hängend die Zeit mit Lesen vertreiben können.
Eigentlich wollen wir in Kappeln unseren Liegeplatz vom letzten
Mal ansteuern. Aber der ist belegt. Also entscheiden wir uns für den Museumshafen.
Der Hafenmeister weist uns ein. Allerdings weiß er wohl selbst nicht so genau,
welcher Platz heute Nacht frei bleibt, denn er schickt uns ein paar Mal hin und
her, bevor schließlich klar ist, wo wir bleiben können. Nun liegen wir vis à
vis von Booten, die 100 Jahre alt sind. Schönes Ambiente und dazu noch
ausgesprochen billig. 1 Euro pro Meter Deckslänge. Das wären bei uns nur 12
Euro und damit nicht einmal die Hälfte dessen, was wir in Schleswig oder ein
paar Meter weiter in Kappeln bezahlt hatten. Ok, es gibt hier keine eigenen
Sanitäranlagen, aber man kann diejenigen vom ASC mitbenutzen. Man muss nur
etwas weiter gehen. Auch das Bezahlen erfolgt – einem Museumshafen entsprechend
– auf traditionelle Weise. Bargeld in einem Umschlag, einzuwerfen in einen
Briefkasten am Hafenmeisterbüro. Das Geld wird für die Instandhaltung des Museumshafens
verwendet. Wir zahlen 15 Euro und freuen uns über den Liegeplatz.
Um noch ein paar Bewegungskalorien zu verbrauchen, machen
wir uns ziemlich bald nach dem Anlegen auf die Socken. Es ist immerhin schon 17
Uhr. Das Ziel heißt Arnis, wohin ein netter Wanderweg führt. Arnis ist die
kleinste Stadt Deutschlands mit gerade einmal 360 Einwohnern. Es gibt 3 Werften
und jede Menge Bootsliegeplätze (in Summe vermutlich mehr als Einwohner). Nach fast
zwei Stunden sind wir wieder an Bord zurück zum Essen. Am Abend hören wir uns
im Radio das Triell zwischen Baerbock, Scholz und Laschet an. Für’s Video-Streamen
fehlt uns leider das WLAN. So perfektes Internet wie in Schleswig (mit irre
hohen Downloadgeschwindigkeiten) gibt es schließlich kaum mal irgendwo.
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