Dienstag, 8. August 2017

In den Rhein

Dienstag, 08. August 2017. Von Friedrichsfeld nach Duisburg, 45 km. Wir befahren erstmals den Rhein.

Bis zu der Schleuse, die wir gestern Abend noch per Pedes erkundet hatten, sind es nur wenige Minuten zu fahren. Wir müssen noch für eine halbe Stunde an den Sportbootanleger. Nirgends ein Handelsschiff zu sehen. Die kleine Schleusenkammer ist noch gar nicht in Betrieb; das wird durch zwei senkrecht angeordnete rote Lichter angezeigt. An den Bewegungen der Schleusentore der großen Kammer erkennen wir, dass die Schleuse bergwärts bewegt wird. Wir sind erstaunt, dass kein Schiff ausfährt, als sich das Tor zum Oberwasser, in dem wir liegen, öffnet. Noch mehr überrascht sind wir, als wir aufgefordert werden, in die große Schleuse einzulaufen. Da bewegt der Schleusenmeister 20 Millionen Liter Wasser, um uns zu Tal zu bringen. Wir haben die riesige Kammer ganz für uns allein. Da brauchte man sich eigentlich gar nicht festzubinden, sondern könnte ganz locker in dem großen Teich herumschwimmen.

Nachdem wir 8 Meter tiefer angekommen sind, geht es einen Kilometer weiter in den Rhein. Plötzlich ist es vorbei mit der Relation: Fahrt durchs Wasser ist gleich Fahrt über Grund. Hier ändern sich die Verhältnisse. Während die Logge bei 15 Umdrehungen eine FdW von 11,5 km/h anzeigt, berichtet das GPS nur noch von 6 km/h. Das heißt, hier strudeln uns 5,5 km/h Strömung entgegen. Entsprechend langsam kommt man voran. Wir behalten den ganzen Tag die Motordrehzahl konstant und können anhand der sich ändernden Fahrt über Grund die unterschiedlich starke Strömung des Rheins berechnen. Sie schwankt zwischen 4 und 6,5 Kilometer pro Stunde. Über den ganzen Tag gerechnet bewegen wir uns heute auf dem Rhein mit 6 km/h über Grund stromauf.

Die meisten Berufsschiffe fahren deutlich schneller als wir und wir werden deshalb häufig überholt. Man muss also nicht nur nach vorn, sondern gelegentlich auch mal nach hinten schauen, um mitzukriegen, was da auf einen zukommt. Manchmal werden wir gleichzeitig von zwei Schiffen überholt. Einem schnellen und einem noch schnelleren. Es sind Binnenkähne dabei, die aufgrund ihrer Größe auch auf Kanälen fahren können, aber einige Schiffe, besonders die neueren, sind so breit, dass sie in keine Kanalschleuse mehr hineinpassen würden. Schubverbände bestehen aus mehreren Leichtern hintereinander und bis zu 3 nebeneinander, die von einer einzigen Schubmaschine gepusht werden. Diese Verbände dürfen auf dem Rhein bis zu 270 Meter lang und über 30 Meter breit sein.

Kurz vor unserem heutigen Ziel unterqueren wir auch die vor wenigen Tagen gesperrte Rheinbrücke der Autobahn A40. Als man dort Risse entdeckt hatte, wurde die Brücke gleich für den Verkehr blockiert. Die Sperrung wird wohl lange dauern und ziemliche Probleme in der Region verursachen.

Um 1415 kreuzen wir das Fahrwasser und fahren auf der rechten Rheinseite in den schmalen Hafenkanal ein. Es sind jetzt noch 3 Kilometer bis zur Marina an dessen Ende. Es gibt sehr viele freie Plätze dort in der noch relativ neuen Anlage. Rund herum sind neue Wohnungen und Büros entstanden und man hat einen schönen Yachthafen in dieses attraktive Revier gesetzt. Aber am Management der Anlage hapert es gewaltig. Nichts funktioniert hier vernünftig. Der Hafenmeister ist zwar ausgesprochen nett, aber an den Problemen kann er wohl wenig ändern. Denn das Sagen hat die Stadt Duisburg. Bezahlen geht nicht, weil die Abrechnungselektronik streikt (schon seit einer Woche). Man soll sich in eine Liste eintragen und bekommt dann eine Rechnung von der Stadt. Bin gespannt, ob und wann die eintrudelt. Duschen. Ja, die gibt es. Sogar sehr schöne, viel und groß und sauber. Nur, anstellen kann man sie nicht, denn dafür braucht es aufladbare Chips und die paar, die noch beim Hafenmeister vorrätig sind, funktionieren alle nicht. Er probiert sie extra noch mal mit mir aus. Wir leihen uns dann den letzten funktionsfähigen Chip von einem anderen Boot aus. Ja, noch was: Das Tor zur Marina funktioniert auch nicht. Sollte ebenfalls mit einem elektronischen Schlüssel bedient werden. Damit wir später wieder ins Gelände kommen, bleibt das Tor halt offen und unverschlossen. Ist ja nicht wirklich der Zweck so eines Tores. Außerdem sind wir froh, dass wir in Dorsten getankt haben. Hier hätten wir fast 100 Euro mehr bezahlt.


Duisburg hat etwa eine halbe Million Einwohner. Wir können zu Fuß in wenigen Minuten bis in die City und die Fußgängerzone gehen. Alles nicht hässlich, aber einen besonderen Flair hat die Stadt sicher nicht. Jedenfalls empfinden wir das nicht so. Macht nix, denn wir wollen ja auch nur für eine Nacht bleiben. Gegessen haben wir jedenfalls lecker und der Regen hat uns auch nicht die Stimmung vermiesen können.

 Das Tor zum Oberwasser der Schleuse Friedrichsfeld schließt sich hinter uns. Die Uhr zeigt 0735.

 Ein Komfortschleusengang. Wir haben die ganze riesige Kammer für uns allein. Nur für uns werden 20 Millionen Liter Wasser vom Kanal in den Rhein gespült. Wir fragen uns, warum die rechte Seite der Schleusenwand wohl solche pissbogenförmigen Linien hat. 

 Fast unten.


 Das Tor zum Unterwasser hebt sich. Die Schieber sind noch komplett offen.

 Hier geht es für uns in den Rhein. Hinter der Spundwand biegen wir links ab und fahren nicht unter der Brücke hindurch, die rheinabwärts liegt.

 Was man so alles beobachten kann. Zum Beispiel einen Sprayer bei der Arbeit. 

 Manchmal werden wir von zwei Schiffen gleichzeitig überholt.




 Schubverbände koppeln bis zu drei Leichter nebeneinander und hintereinander. Sie werden von einem einzigen Maschinenfahrzeug bewegt. 




 Die Dinger werden auch einfach mal im Strom geparkt. Anker raus und fertig.


 Erst eine Autobahn-, dann eine Eisenbahnbrücke

 Friedrich Ebert Brücke bei Duisburg


 Dies ist die zur Zeit gesperrte Autobahnbrücke von Duisburg. Gesperrt nur für den Straßenverkehr. Schiffe lässt man glücklicherweise weiter passieren. Aber die belasten die Brücke schließlich auch nicht. 


 Da ist wohl ein Inspektionsteam unterwegs. Nach großem Arbeitseinsatz sieht das jedenfalls noch nicht aus. 
 Der Rhein ist von Konstanz beginnend bis zur Nordsee mit Kilometerangaben versehen. Hier bei Rheinkilometer 777 fahren wir links ab zur Duisburger Marina.

 Die Brückenhöhe ist hier mit 10 Metern angegeben. Stimmt nicht ganz, denn man muss davon noch den Pegelstand Ruhrort abziehen und der beträgt heute 3,30 m. 

 Es ist noch viel Platz in der Marina vorhanden. Offenbar hat sich in der Szene schon herumgesprochen, dass es trotz guter Einrichtungen an vielem hapert. 

 Diese Fußgängerbrücke lässt sich anheben, indem die Tragseile hydraulisch gespannt werden. Der Mittelteil hebt sich dann stärker an und ermöglicht eine größere Durchfahrthöhe. Warum eigentlich? Die davor liegenden Brücken sind auch nicht höher und lassen sich nicht bewegen.

 Alte Stadtmauer von Duisburg.

 Eingang zum Rathaus. 

 Das soll ja wohl Eva sein. Adam sitzt auf der anderen Seite des Durchgangs.

 Unser Weg hinein nach Duisburg.












Die gesamte Strecke von heute: Friedrichsfeld bis Duisburg, 45 km.

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