Donnerstag, 27. September
2018. Letzter Tag vor dem Auswassern. Am meisten Zeit nehmen die
Frostschutzarbeiten für Motor und Wasser-/abwassersystem in Anspruch.
Im Jachtcenter Elburg ist
heute Großkampftag. Am laufenden Band werden Boote aus dem Wasser genommen. Das
Wetter ist ideal dafür, es ist sonnig und warm. Am Vormittag erledigen wir
kleinere Jobs und plaudern eine ganze Weile mit unseren
netten holländischen
Nachbarn, die seit 10 Jahren permanent auf ihrem 20-Meter-Boot leben, dieses
aber jetzt verkaufen und auf ein kleineres umsteigen wollen. Nach und nach wird
es ungemütlicher auf unserer Gipsy, aber noch haben wir fließendes Wasser und
können die Toiletten benutzen.
Um 16 Uhr können wir dann
unseren Liegeplatz verlassen und vor den Kran fahren, der uns morgen früh um 8
aus dem Wasser heben wird. Jetzt kommen die wichtigsten und gleichzeitig
unangenehmsten Arbeiten des Tages. Wir brauchen nun den Motor nicht mehr
einzusetzen und können deshalb nun den Seewasserkreislauf des Diesels mit
Anti-Freeze spülen. Es braucht 20 Liter, bis am anderen Ende die blaue Brühe
aus dem Auspuff kommt und der Motor für dieses Jahr zum letzten Mal
ausgeschaltet wird.
Etwas zeitraubender ist dann
die Präparierung des Frischwassersystems, das wir ebenfalls mit
Frostschutzmittel füllen, allerdings einem anderen Zeugs als für den Motor. Wir
wollen uns ja schließlich im nächsten Jahr nicht vergiften. Dafür muss zunächst
der Wassertank und als nächster Schritt der 40-Liter-Boiler geleert werden. Das
Boilerwasser lasse ich in die Bilge laufen. Die ist blitzsauber und mit der
Lenzpumpe kann das klare Wasser auf Knopfdruck nach draußen befördert werden.
Erst als fast alles abgepumpt ist, entdecke ich, dass das Wasser in der Bilge
rot gefärbt ist. Wie kann das denn sein? Wir haben doch das rosafarbene
Antifreeze noch gar nicht eingefüllt. Plötzlich kommt mir ein Gedanke. Rot ist
doch auch das Getriebeöl. Und tatsächlich. Ich hatte wohl die Schraube des
Getriebeölfilters gestern nicht fest genug angedreht, denn die ist lose. Und
deshalb ist Getriebeöl in die Bilge gelaufen. Sie war also nicht sauber. Die
Menge ist nicht groß, denn am Messstab des Getriebes kann man keinen
Niveauunterschied erkennen, aber selbst zwei oder drei Schnapsgläser Öl
hinterlassen draußen im Kanalwasser deutliche Spuren, die man mit Pril
zumindest halbwegs unsichtbar machen kann. Die Reinigungsarbeiten in der Bilge
kosten jedenfalls wieder zusätzliche Viertelstunden. Dann kommen 66 Liter
Antifreeze in den Wassertank. Ich verdünne das Zeugs, so dass
Kunststoffleitungen bis etwa minus 10 Grad vor dem Platzen geschützt sein
sollten. So kalt ist es in den Niederlanden seit langem nicht gewesen und in
der Halle wird es vermutlich eh nicht unter Null Grad. Aber: Vorsicht ist die
Mutter der Porzellankiste. Dann müssen sämtliche Leitungen mit der roten Brühe
gefüllt werden. Also alle 6 Wasserhähne aufdrehen und warten, bis überall das
Antifreeze ausläuft, jeweils für warmes und kaltes Wasser. Auch beide Toiletten
müssen mehrfach gespült werden, damit auch die Abwasserleitungen gegen
Vereisung geschützt sind. Zum Schluss wird der Boiler wieder geleert, damit die
40 Liter im nächsten Jahr wieder verwendet werden können. Hört sich alles
einfacher an, als es ist. Ein großer Teil der heutigen Arbeiten findet
jedenfalls im Motorraum statt und dort es einfach verflixt eng.
Nach guten drei Stunden sind
wir mit diesem Programm jedenfalls durch. Jetzt haben wir kein Wasser mehr und
dürfen auch die Abflüsse nicht mehr benutzen. Aber es gibt ja ein Duschhaus
hier im Gelände, das heute auch für das abendliche Zähneputzen herhalten muss.
Ein paar Brote hat uns Christine schon am Nachmittag geschmiert, so dass wir
jetzt nicht mehr zum Essen in die Stadt laufen müssen. Es folgt die letzte
Nacht an Bord in dieser Saison.
Frostschutzmittel wird in den Seewasserkreislauf des Dieselmotors gefüllt.
Ein anderes, ungiftiges Frostschutzmittel füllen wir in den Wassertank.
Nachdem alle Leitungen mit der rosa Suppe geflutet sind, lassen wir das Boilerwasser wieder in die Kanister laufen damit wir das Frostschutzmittel im nächsten Jahr erneut einsetzen können.
Wieder eine ungeplante Sauerei. Kleine Reste von rotem Getriebeöl in der Bilge, vermischt mit blauem Frostschutzmittel.
Morgen früh soll uns dieser Kran aus dem Wasser heben.
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