Samstag, 7. Juli 2018

Zum Käsemarkt in Alkmar


Freitag, 06. Juli 2018. Den Helder. 98-Kilometer-Radtour zum Käsemarkt von Alkmar.

Um acht Uhr sitzen wir in den Sätteln. Nein, nicht wirklich in, sondern eher auf den Sätteln, denn wir reiten ja nicht auf Pferden sondern auf Fahrrädern. Vor ein paar Wochen hatten wir noch überlegt, ob wir - statt via Ijsselmeer - über Amsterdam und die Kanäle nördlich bis nach Den Helder fahren sollten, um uns den immer freitags stattfindenden Käsemarkt in Alkmar anzuschauen. Alkmar hätte dann an unserem Weg gelegen. Nun, wir haben uns anders entschieden, wollen aber heute mit den Rädern dorthin fahren, eben wegen dieses Käsemarktes. Je nachdem, welche Stecke man wählt, sind das immerhin zwischen 43 und 50 Kilometer, one way. Wir planen, auf dem Hinweg zu radeln. Nach dem Motto: Erst die Anstrengung, später die einfachere Übung. Außerdem haben wir auf dem Weg nach Süden Rückenwind. Die „einfachere Übung“ soll dann darin bestehen, dass wir auf dem Rückweg mit der Bahn fahren.

Nach zweieinhalb Stunden sind wir in Alkmar. Das Wetter ist freundlich und perfekt zum Radeln geeignet. Ein schwacher Nordwind und Temperaturen um 20 Grad. Der Käsemarkt dient heute wohl in erster Linie als Touristenmagnet und so wie es ausschaut, funktioniert das auch, denn die Vorführung ist sehr gut besucht. In zweiter Linie wird natürlich eine Menge Käse verkauft, aber dafür würde sich der riesige Aufwand bestimmt nicht rechnen, der für diesen „Markt“ jeden Freitag betrieben wird. Vorgeführt wird, wie dieser Markt in früheren Zeiten abgelaufen ist. Käse wird angeliefert, in der Stadtwaage - wieder ein wunderschönes großes Gebäude im Stadtzentrum - gewogen, und dann von den Transporteuren auf speziellen Holztragen zu den Abnehmern gebracht. Die Besonderheit liegt darin, dass die Burschen den Transport in einem leichten Laufschritt erledigen. Die Last, die sie tragen, liegt immerhin bei 120 kg. Die ganze Vorführung wird von einer Lady in Red viersprachig kommentiert. Zwar eine touristische Aktion, aber gut gemacht und es wert, dass man sich das anschaut. Uns gefällt das, was wir sehen, jedenfalls.

Ein Stadtbummel zu Fuß, ein Salat zu Mittag (open air vor einem Irish Pub), ein Eisbecher im Ijs Salon. In der Zwischenzeit haben wir uns entschieden, auch den Rückweg zu radeln und auf die Bahnfahrt zu verzichten. Nachdem wir auf dem Hinweg die schnelle und kürzere Tour gewählt haben, kommt nun die schönere, aber längere Strecke, die durch nette kleine Orte, aber auch direkt durch die Randdünen oberhalb des langen Sandstrandes der Westküste Nordhollands führt. Kilometerlang fahren wir durch Kiefernwälder. Der Duft von Nadelholz und trockenem Dünengras, vermischt mit leicht salziger Seeluft, schmeichelt der Nase. Riecht richtig toll. So dicht am Wasser stört der Gegenwind jetzt natürlich etwas und nach guten drei Stunden merken wir dann doch langsam, dass es etwas mühsamer wird. Schließlich haben wir nun schon etwa 80 Kilometer in den Knochen. Aber es klappt besser, als wir gedacht haben und wir überholen immer wieder andere Radfahrer. Natürlich werden wir hin und wieder auch selbst überholt, aber das sind dann meistens Rennräder oder E-Bikes.

In Julianadorp machen wir eine Pause. Mittlerweile ist es 1730. Wir haben Mühe, in dem kleinen Badeort den alten Stadtkern zu finden, der sich dann als deutlich unattraktiver entpuppt, als wir uns das vorgestellt hatten. Es gibt ein paar nette Lokale und wir entscheiden uns für eine Pizzeria, deren Besonderheit darin liegt, dass dort nur kleine Pizzen für plus minus 5 Euro angeboten werden, damit man nämlich mehrere verschiedene probieren kann. Wir bestellen jeweils drei und sind dann jedenfalls so weit gestärkt und ausgeruht, dass wir nun auch noch die letzten 8 Kilometer angehen können.

Um 1915 sind wir in unserer Marina zurück und lernen dort den dritten Dauerlieger dieses Hafens kennen (nach den beiden, mit denen wir gestern gesprochen hatten). Auch ihn fragen wir erst einmal, ob er vielleicht der Hafenmeister sei. Von ihm erfahren wir nun, es gebe gar keinen Hafenmeister, man brauche auch keine Gebühren zu bezahlen. Er verrät uns sogar, welche der Duschen funktioniert (nur eine Dusche im Damenbereich, die von allen genutzt werde). Es sei auch nicht nötig, dafür die angeschriebenen 50 Cent in den Automaten zu werfen. Auch der Strom aus den Steckdosen am Steg fließt gratis. Bisher hat sich uns noch nicht erschlossen, wer das Ganze denn nun finanziert. Aber wenn man so uninteressiert an Einnahmen ist, dann wollen wir das Liegegeld auch niemandem aufdrängen. Wir wüssten auch gar nicht, wem denn eigentlich.




Freitäglicher Käsemarkt in Alkmar. Zwar wird hier auch Käse verkauft, aber heutzutage ist diese Veranstaltung in erster Linie dazu da, Touristen anzuziehen. Und das scheint gut zu funktionieren.



 Im Gebäude der alten Stadtwaage wird - wie im Mittelalter - der Käse gewogen, nachdem dieser ...

 ... auf diese Art und Weise angeliefert wird, ...

 ... oder auch so.

 Nach dem Wiegen erfolgt der Transport zu den Abnehmern auf dem Marktplatz.


 Hier werden 120 kg im Laufschritt bewegt. Time is money. Das galt offenbar schon 1593, denn so alt ist die Gilde der Käseträger.


 Für etwas Kleingeld kann man sich auch als Tourist durch die Gegend tragen lassen.




 Umladen von den "Käsesänften" auf Schubkarren.


 Hier und an anderen Ständen kann man selbstverständlich auch Käse kaufen.

 Das Gebäude der Stadtwaage aus einer anderen Perspektive.

 Hier werden wir Zeuge, wie eine Zugbrücke von Hand bedient wird. Das Mädel, das die Aktion durchführt, ist nicht mal besonders schwergewichtig.



 Ein Salat zu Mittag beim Irish Pub.

 Ruinenkirche in Bergen.

 Auf dem attraktiveren, aber längeren, Rückweg passieren wir einige kleine Dörfer.

 Hier kann man auch im Sommer Ski fahren.

 Der Hügel ist allerdings nicht sehr hoch und heute sehen wir niemanden auf der Piste, obwohl der Lift läuft.

 Wunderschöne Radwege in grüner Natur, ...

 ... durch Pinienwälder und Dünenlandschaften, ...

 ... und zeitweilig sogar mit Blick aufs Meer. Das allerdings um den Preis eines stärkeren Gegenwinds.




 Auf den Feldern wird emsig gearbeitet. Derzeit werden gerade Zwiebeln geerntet. Und das in unglaublichen Mengen.













Zurück im Hafen. Unsere Räder schließen wir an einer gelben Tonne an.

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