Mittwoch, 5. Juli 2017

Von Hoya nach Nienburg

Mittwoch, 05. Juli 2017. Von Hoya nach Nienburg, 25 km. Ankern im Weserarm und Crash unserer Mastlegevorrichtung.

Um zwanzig vor elf sind wir wieder unterwegs. Eine gute Stunde später fahren wir links ab in den Altarm von Drakenburg. Das ist eine Weserschleife, die für den durchgehenden Schiffsverkehr nicht mehr passierbar ist, weil sich darin ein Wehr befindet. Der große Bogen, den dieser alte Arm bildet, wird – quasi als Sehne – von einem gebaggerten Kanal mit Schleuse ersetzt, die wir später noch benutzen wollen. In der alten Weser herrscht idyllische Ruhe.

Erstmals probieren wir unser Ankergeschirr aus. Das Wasser ist 2,60 m tief, aber anders, als an den meisten Plätzen, die wir mit der Gipsy IIII aufgesucht hatten, ist es bräunlich trüb und man kann höchstens 20 cm tief hineinsehen. Wir haben deshalb keine Vorstellung, wie der Ankergrund aussieht. Wir lassen die volle Kettenlänge von 30 Meter hinaus. Der Anker trägt zwar so weit, dass das Boot im strömenden Gewässer nicht treibt, aber bereits bei Leerlaufdrehzahl retour schliert er. Ein 20-kg-Anker ist für dieses Boot eigentlich zu leicht. Möglicherweise ist der Grund aber auch einfach nur schlecht, denn als wir den Bruce später wieder an Deck holen, ist er komplett sauber. Also wird es hier wohl ein steiniges Bett geben, auf dem er sich gar nicht eingraben konnte.

Zunächst mal gibt es ein gemütliches Mittagessen an Deck, danach lassen wir das Dinghy zu Wasser. Jean und ich fahren eine Weile das spiegelglatte Wasser bergaufwärts und machen ein paar Bilder von der Gipsy 5 vor Anker. Um kurz nach drei haben wir diesen in die Klüse gefahren und sind wieder in Fahrt. Bald darauf kommen wir zur Schleuse Drakenburg. Großes Glück: Vor uns läuft gerade ein Binnenschiff in die 223 m lange Kammer ein und wir können uns gleich anschließen. Es geht diesmal 6,40 m aufwärts.

Auf dem letzten kurzen Abschnitt bis zu unserem heutigen Ziel Nienburg passiert es dann: Als ich den gelegten Mast (auf dem die Antennen, Radargerät und schwenkbarer Suchscheinwerfer montiert sind) mit der Hydraulik wieder in die aufrechte Position fahren will, bricht irgendetwas in dem Hebesystem. Die Folge ist, dass der Mast aus einer Höhe von etwa einem Meter ungebremst an Deck knallt. Schöne Scheiße. Wir können das schwere Ding zwar manuell mit einigem Kraftaufwand aufstellen, aber das kann ja keine Dauerlösung sein. Das Deck hat eine Macke im Lack bekommen, der kleine Stoßdämpfer ist verbogen und ob die Radarantenne noch funktioniert, haben wir noch gar nicht überprüft.

Nach dem Anlegen im schönen Hafen von Nienburg machen Jean und ich uns an die Fehlersuche. Am festen Fuß des Mastes gibt es einen runden Edelstahldeckel, hinter dem sich die Hebetechnik verbergen muss. Hierzu gibt es leider keinerlei Pläne oder Zeichnungen an Bord, so dass wir keine Ahnung haben, welche Art Mechanik uns dort erwartet. Der Deckel ist mit 12 kleinen Inbusschrauben fixiert. Die bekommen wir auch leicht rausgedreht und freuen uns schon auf den großen Moment. Aber diesen Moment erleben wir heute leider nicht mehr, denn der Edelstahl-Kreis ist nicht nur mit den Schrauben, sondern auch noch mit Dichtungsmasse gesichert und lässt sich deshalb nicht abheben. Es gibt keine Möglichkeit, einen Schraubenzieher oder anderen Hebel anzusetzen. Das Metall ragt zwar 3 oder 4 Millimeter aus dem festen Gestell heraus, aber es gibt keinen Spalt, wo man ein Werkzeug ansetzen könnte. Wir versuchen es mit Meißel und Hammer, kleiner Lötlampe und Heißluftgebläse. Dabei fliegt dann die Sicherung des Landstroms raus (muss ja eine Mini-Absicherung sein, denn der Föhn hat gerade mal 2100 Watt). Ohne eine teilweise Zerstörung des Deckels werden wir nicht weiterkommen. Man könnte ein Loch reinbohren, ein Gewinde schneiden, Schraube rein und dann mal weitersehen. Aber wir wissen ja nicht, was auf der Innenseite verborgen ist – und wo. Bohren wir zu tief rein, verletzen wir vielleicht einen Hydraulikschlauch. Bevor wir so eine Aktion starten, wollen wir lieber noch eine Nacht drüber schlafen. Frustrierendes Ergebnis.

Am Abend essen wir an Land mit Blick auf die Weser. Hin und wieder ziehen im Abendrot noch Binnenschiffe an uns vorbei. Manche beladen und tief im Wasser liegend, andere ohne Last und mit großem Freibord. Wir genießen das Essen und drehen später noch eine Runde durch die wunderschöne Fußgängerzone mit ihren netten Giebeln und Fachwerkhäusern, von denen das älteste bereits im Jahr 1495 gebaut wurde. Da hatte Columbus gerade Amerika entdeckt. Während ich diese Zeilen verfasse und die Fotos des Tages verarbeite, spielen die anderen Rummicup an Deck. 

 Keine Brücke, stattdessen eine Gierfähre über die Weser.


 Ankern im Altarm der Weser bei Drakenburg.








 Kommt ja nicht so oft vor, dass das Dinghy nicht in den Davits hängt. Christine nutzt die Gelegenheit, um unsere Schlafzimmerfenster zu putzen.





Schleuse Drakenburg. Es geht 6,4 Meter nach oben. 


Haben wir auch noch nie gesehen. Dieses Binnenschiff legt sich diagonal in die Schleuse.








Als wir aus der Schleuse ausfahren, wartet auf der Bergseite schon der nächste "Passagier"








Einfahrt in den kleinen Hafen von Nienburg, wo wir wieder ein schönes Plätzchen finden.


Die Mastlegevorrichtung verabschiedet sich mit einem Crash. Der Mast saust mit Schmackes aufs Deck. Wir stellen ihn per Hand wieder auf. Um an die Hebetechnik zu gelangen, muss der Inspektionsdeckel runter. Das gestaltet sich schwierig, weil das Ding zusätzlich zur Verschraubung eingeklebt ist. Noch haben wir keine gute Lösung gefunden.


Auf diesem Puffer liegt der Mast an Deck im gelegten Zustand auf. Heute hat er einen Sturz abfangen müssen und die Befestigung ist dabei verbogen worden.









An Deck gibt es einen Lackschaden

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