Donnerstag, 11. April 2019

Von Dörpen nach Elsfleth


Donnerstag, 11. April 2019. Von Dörpen nach Elsfleth, 87 km.

Rauhreif überzieht das ganze Schiff und das Deck ist schmierig glatt, so dass ich verflixt aufpassen muss, nicht auszurutschen. Es ist empfindlich kalt, als ich um 0740 die Leinen loswerfe und langsam über die flache Stelle ins Kanalfahrwasser tuckere. Den Mast haben wir gelegt, denn die vielen Brücken, die wir heute auf dem Küstenkanal unterfahren, sind allesamt unbeweglich und  etwa zwischen 4 und 5 Meter hoch.

Bis Oldenburg gibt es nichts, was die Fahrt aufhalten würde und so sind wir bereits um 1330 vor der Schleuse. Unterwegs haben wir wieder mal einen kreuzenden Rehbock im Kanal gesehen (leider kein Foto heute) und ein Binnenschiff überholt, das deutlich langsamer fuhr, als wir. Wir mussten mit relativ geringem Abstand passieren und dabei konnte ich feststellen, dass die Anziehungskraft durch die erhöhte Strömung zwischen den Schiffen eine permanente Gegenruderlage von 5 Grad erforderte. Das war mir vorher in diesem Ausmaß noch nie aufgefallen. Bekannt war uns allerdings bereits, dass der Überholvorgang deutlich länger dauert, als man vorher glaubt, denn neben größeren Schiffen entsteht im engen Fahrwasser ein Gegenstrom, der die eigene Fahrt über Grund bei gleichbleibender Drehzahl um bis zu 2 km/h verringert.

Die Schleuse in Oldenburg haben wir für uns allein und wir brauchen auch nur 5 Minuten zu warten, bis sich das Tor auf der Kanalseite für uns senkt. Diese Tor-Technik ist tricky, denn man muss wirklich warten, bis man grünes Licht bekommt. Würde man einfach durchfahren wollen und auf die roten Lichter pfeifen, weil man ja kein geschlossenes Tor sieht, könnte es sein, dass man auf das noch nicht ganz abgesenkte Tor drauf brummt. Böse Überraschung. Dass man nicht auf grünes Licht wartet, ist übrigens durchaus üblich, z.B. bei Klappbrücken. Wir fahren oft schon durch, bevor die Brücke in ihrer höchsten Stellung ist, weil wir uns denken, dass dann die Autos davor nicht so lange warten müssen. In dem Fall kann man die Gesamtsituation aber auch gut abschätzen und wir haben noch nie einen Rüffel von einem Schleusenwärter dafür bekommen.

Es geht 5,50 m abwärts, und zwar in einem Affentempo. Wir müssen aufpassen, dass wir die Leine schnell genug auf den nächst niedrigen Poller in der Wand wechseln, bevor die Leine ausgeht. Um 1350 fahren wir in die Hunte und sind damit wieder im Tidengewässer. Der Brückenwärter der Cäcilienbrücke will erst nicht recht einsehen, dass er sein altes Eisenmonster für uns wirklich hochfahren muss, denn er glaubt unsere Boots-Höhe nicht, die ich ihm bekannt gebe. Dann lässt er sich aber doch breitschlagen und fordert uns schließlich auf, Gas zu geben, damit alles etwas flotter vonstatten geht. Die Eisenbahnbrücke bietet uns dieses Mal (im Gegensatz zu vor 2 Jahren) genug Spiel, um drunter durch zu fahren. 4,30 m reichen uns.

Zunächst haben wir noch ablaufendes Wasser, nach einer Stunde kentert der Strom und die Flut kommt uns entgegen, allerdings mit moderaten 1,5 km/h. Mit dem auflaufenden Wasser begegnet uns eine ganze Armada von Binnenfrachtern, die die Gunst der Stunde zu nutzen scheinen. Innerhalb von wenigen Minuten zählen wir 6 Schiffe, die sich durch die Windungen der Hunte schlängeln und beim Passieren unsere volle Aufmerksamkeit erfordern.

Um 1615 haben wir festgemacht an einem Schwimmsteg in Elsfleth. Wenn Schiffe vorbeifahren, gibt es empfindlich viel Schwell, aber am Abend lässt der Verkehr nach. Wir drehen noch eine Runde zu Fuß durch den Ort und kaufen etwas Obst ein. Dann machen wir uns einen gemütlichen Abend an Bord und freuen uns mal wieder über unsere Heizung.

 Vor dem Ablegen am Morgen: Vereiste Scheiben und Rauhreif an Deck, das dadurch extrem rutschig wird.

 Wir sind in die Schleuse Oldenburg eingefahren.

 Dieses Tor öffnet nicht seitlich, sondern wird  nach unten aufgefahren und damit den Blicken entzogen. Man darf keinesfalls zu früh losfahren, sondern sollte hier wirklich warten, bis man grünes Licht bekommt.

 In der Schleuse geht es dann in einem Affentempo 5,50 m abwärts auf Hunte-Niveau.

 Auf dem Drempel hat sich bereits ein Reiher niedergelassen

 Das Tor mach weit ...

 Die Eisenbahnbrücke braucht nicht für uns zu öffnen, wir passen heute auch so drunter durch.

 Viel Platz ist nicht, aber es reicht.

 Am Abend in Elsfleth im Tidegewässer der Hunte.

 Hallo Jürgen! Noch 'ne Beule ...



Dörpen-Elsfleth, 87 km, 1 Schleuse, ganz viele Brücken (aber nur eine, die für uns bedient werden muss).



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