Dienstag, 21. August 2018.
Von Lauwersoog nach Schiermonnikoog, 12 km, 1 Schleuse. Wir laufen mehrmals auf
und müssen uns mit viel Gas und unter Einsatz der Querstrahlschrauben durch den
Schlamm wühlen.
Am Montag erkunden wir die
nähere Umgebung unseres Hafens und laufen zwei Stunden durch die Gegend.
Außerdem werden ein paar kleinere Jobs an Bord erledigt.
Am Dienstag haben wir vor
dem Auslaufen noch viel Zeit, denn wir müssen uns am Hochwasser in
Schiermonnikoog orientieren und das ist erst spät am Abend. Nur kurz davor und
danach werden wir genügend Wasser haben, um in den Hafen zu kommen.
Hoffentlich. Denn derzeit herrschen Nipptideverhältnisse, d.h. der Unterschied
zwischen Hoch- und Niedrigwasser ist gering. Bedeutet: Das Niedrigwasser fällt
besonders hoch aus und das Hochwasser ist besonders niedrig. Letzteres ist
schlecht, denn es ist bekannt, dass es in der Marina und besonders davor
ziemlich flach ist und Boote mit mehr als 1,40 m Tiefgang keine Chance haben.
Nun haben wir ja nur 1,20 m. Dennoch rufe ich sicherheitshalber den Hafenmeister
an um nachzufragen, ob wir überhaupt reinkommen bei den derzeitigen Gezeiten.
Er meint, ab etwa eine Stunde vor Hochwasser müsste es gehen. Platz sei auch
für uns verfügbar.
Also werfen wir um 1630 die
Leinen los. Etwas früh, aber man kann ja nie wissen, wie lange wir vor der
Robbengatsluis warten müssen. Als wir die Nase aus unserem Hafen heraus
stecken, sehen wir bereits Boote aus der Schleuse herauskommen und zwei andere
hineinfahren. Ich funke schnell den Schleusenmeister an, der uns nämlich noch nicht
sehen kann, dass wir noch mit rein wollen. Nicht, dass er uns die Tore vor der
Nase zu macht. Als letztes Boot kommen wir in die Schleusenkammer und nach 10
Minuten sind wir auf der anderen Seite wieder draußen. Das ging schnell und
deshalb haben wir für die 10 Kilometer, die jetzt noch vor uns liegen, ziemlich
viel Zeit. Noch mal festmachen? Nein, wir entscheiden uns für langsames Fahren.
Mit 900 Umdrehungen machen wir bei entgegenkommendem Strom (auflaufendes
Wasser) kleine 5 bis 6 km/h über Grund.
Das Wetter hat sich
gebessert. Es weht nur noch ein leichter Wind, der später ganz abflaut und die
Sonne lacht vom fast wolkenfreien Himmel. Die Fähren, die uns begegnen oder
überholen, verursachen ziemlich unangenehmen Schwell, so dass wir jeweils kurz den
Bug in die Wellen drehen, damit sich unser Kahn seitlich nicht so stark
aufschaukelt. So langsam sind wir noch nie gefahren, aber als wir schließlich
um 1745 nach rechts abbiegen, haben wir den Strom nicht mehr gegen, sondern mit
uns. Wir beschleunigen auf wahnsinnige 9 km/h. Damit wir nicht zu früh dran
sind, lassen wir die Drehzahl unverändert. Hochwasser ist offiziell um 1924
(offiziell deshalb, weil diese Zeit vom Hafen Schiermonnikoog bekannt gegeben
wurde. Die Imray App vermeldet 1950 und Navionics 1916). Unsere Ankunftszeit wird
1825 sein, also eine Stunde vor dem offiziellen HW. In dieser letzten Stunde
soll der Wasserstand gerade mal noch um 10 cm steigen. Also haben wir noch eine
schmale Reserve, falls wir uns festfahren sollten.
Auf den letzten paar hundert
Metern vor dem Hafen wird es knapp. Zunächst zeigt unser Echolot noch 10 cm
Wassertiefe unterm Kiel an. Dann gibt es Fehlfunktionen, erkennbar daran, dass
plötzlich 7,90 m oder andere unrealistische Werte angezeigt werden. Dann hören
wir bereits, wie der Kiel über den Grund schleift. Vermutlich ist der Schlick
voller Muscheln, denn es knirscht etwas. In einer Linkskurve des sich eng dahinschlängelnden
Fahrwassers, das durch rote Tonnen und ein paar Pricken gekennzeichnet ist, ist
ein Segler auf Grund gelaufen, weil er etwas zu weit außen in der Kurve war.
Wir fragen nach seinem Tiefgang und erfahren: „85 Zentimeter“. Ja, neben dem
Pril geht es steil bergauf. Bald sitzen auch wir das erste Mal fest. Rechts
neben dem Boot können wir den Grund erkennen. Bei dem trüben Wasser kann man
nicht weit hineinsehen. Dort ist es höchstens noch 40 cm tief. Wir versuchen
uns mit Bug- und Heckstrahlruder nach Backbord zu schieben und lassen die
Maschine auf Vorwärts weiterlaufen. Okay, wir kommen mühsam wieder frei.
Langsam nähern wir uns dem
Hafen. Wir wissen, dass es unmittelbar davor eine Barre gibt, eine flache
Stelle also. Von der letzten Tonne aus zielen wir in die Mitte der
Hafeneinfahrt. Und schon sitzen wir fest. Diesmal richtig. Auf Kanal 31 funke
ich den Hafenmeister an um zu fragen, ob wir beim nächsten Versuch weiter links
oder weiter rechts fahren sollen. „Erst zurück zur roten Tonne und dann weiter
nach Steuerbord“, hören wir aus dem Lautsprecher. Also gebe ich ordentlich Gas,
rückwärts diesmal. Wir kommen frei und haben unser Heck nun einen Meter vor der
roten Tonne. Nun etwas weiter nach rechts. „Mit Schwung, viel Gas“, sagt der
Hafenmeister, der uns per Funk Anweisungen gibt. Es knirscht weiter und gaaanz
langsam schieben wir uns durch den Schlamm. Die Einfahrt wäre geschafft, jetzt
sollte es eigentlich wieder ein paar Dezimeter tiefer werden. Wir sollen uns
rechts halten, vernehmen wir über Funk. Okay, okay. Nützt aber nichts, denn wir
sitzen wieder fest und müssen noch mal mit viel Power den Rückwärtsgang
bemühen. Jetzt etwas weiter nach Backbord halten. Schließlich schwimmen wir
wieder. Wir sollen an Steg 4 längsseits an einem anderen Motorboot festmachen.
Es ist 18 Uhr 40, als wir die Leinen belegen. Hier haben wir noch 40 cm Wasser
unterm Kiel und das ändert sich tatsächlich in der nächsten Stunde nicht mehr.
Der Abend ist wunderschön
und wir genießen das Ankommen im Hafenrestaurant, das etwas erhöht über der
Marina liegt und einen tollen Blick auf das Watt und den Sonnenuntergang bietet.
Die Küche ist sehr gut und so findet dieser Tag einen prächtigen Ausklang. Wenn
wir hier in einigen Tagen wieder ablegen, werden wir annähernd
Springverhältnisse haben, bei Hochwasser wird es also tiefer. Wir können also
hoffen, dass wir besser aus dem Hafen herauskommen, als wir reingekommen sind.
Bei den hohen Temperaturen leidet auch das Lauwersmeer unter Blaualgen (die hier allerdings eher grün aussehen). Man versucht der Plage Herr zu werden, indem durch Lufteinpumpen das Wasser mit Sauerstoff angereichert wird.
Dieser Travellift im kommerziellen Hafen auf der Seeseite ist eine Idee größer als derjenige im Noordergat (s.o.). Dieses Monstrum hier kann 242 Tonnen heben.
Ein paar kleine Jobs, die ich besonders liebe. Zwar diesmal nicht mit Silikon (weil das nicht gehalten hat), sondern mit einem MS Polymer (noch fieser). Die Fugen in der Dusche, die ich im vergangenen Jahr mit Sikaflex nachversiegelt hatte, lösen sich wieder. Nun mache ich eine Naht neu und warte mal ab, ob dieses Zeug sich ordentlich und dauerhaft mit dem Kunststoff verbindet.
Hier musste nur der Deckel neu aufgeklebt werden. Wenn man den schmierigen Kleber schon zur Hand hat, geht sowas natürlich schnell, ...
... genauso, wie das Abdichten von vier Schraubenlöchern an den Scharnieren der Luke zur Vorpiek.
Der Wasserhahn an der Spüle ist undicht. Ich baue die Kartusche aus und recherchiere im Internet, ob ich sie irgendwo bestellen kann. Das ganze Ding kommt erstmal in Entkalker und die Dichtungen schmiere ich anschließend mit Vaseline ein. Hilft auch erst mal. Aber wohl nicht sehr lange.
Die Fähren verursachen unangenehmen Schwell.
Noch 10 cm unterm Kiel. Etwas später wird es dann noch deutlich weniger - bis es knirscht.
Diese Boote fallen trocken und schwimmen an dieser Stelle nur für etwa zwei Stunden, jeweils um das Hochwasser herum.
Diese roten Tonnen und Pricken liegen bereits hinter uns. Man muss sehr dicht bei ihnen bleiben, denn der Pril ist sehr schmal. Glücklicherweise kommt uns hier kein anderes Boot entgegen. Als wir ein Mal zu weit weg sind von einer Tonne, sitzen wir schon fest.
Hier ist erstmal Schluss. 30 Meter vor der Hafeneinfahrt stecken wir richtig im Dreck und müssen uns rückwärts wieder freimanövrieren, bevor wir etwas weiter rechts einen erneuten Anlauf fahren.
Hier schwimmen wir wieder mit 40 cm Wasser unterm Kiel bei HW. Die meiste Zeit werden wir hier allerdings in den Schlick einsinken.
Diese Herrschaften sind gerade aus ihrem Boot ausgestiegen und gehen an Land.
Hier gibt es eine schöne Aussicht und gutes Essen.
Außerdem können wir während des Essens den Sonnenuntergang beobachten.
Track von Lauwersoog nach Schiermonnikoog, insgesamt 12 km.
Ausfahrt aus dem Jachthaven Noordergat. Gleich danach geht es in die Robbengatsluis.
Einfahrt in den Jachthaven von Schiermonnikoog. Bei den roten Pfeilen sitzen wir jeweils fest. Beim ersten Mal sind wir zu weit weg von der roten Tonne, beim zweiten Mal sind wir zu nah dran und müssen weiter nach rechts. Beim dritten Mal schickt uns der Hafenmeister aufs Flache. Unterm Kiel werden wir heute wohl unser Antifouling weggeschliffen haben. Dieses Google Earth Satellitenbild wurde bei Niedrigwasser aufgenommen. Bei Hochwasser sieht man natürlich nichts von dem Pril.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen