Freitag, 12. Mai 2017

Idylle im Lauwersmeer

Freitag, 12. Mai 2017. Von Dokkum ins Lauwersmeer, 25 km.

Um halb zehn passieren wir die erste Brücke, noch in Dokkum. Gegen Mittag haben wir dann Schleusen-Premiere (Willem Loresluis), in die wir gemeinsam mit einem großen, zweimastigen Plattbodenschiff einfahren. Wir zuerst, damit wir vorn in der Schleuse unter die Zugbrücke fahren können, um den Platz bestmöglich auszunutzen. Aber wir können nicht unter die Brücke fahren, weil unser hydraulischer Mast sich nur noch in Zeitlupentempo bewegt und nicht so schnell gesenkt werden kann. Also müssen wir mit dem Mast bis kurz vor die Brücke fahren. Als ich kurz an Land springe, um die Achterleine zu befestigen, wäre es fast passiert. Das Boot treibt voraus und der Mast samt Radar und Beleuchtung hätte fast die Brücke berührt. Aber wir haben Glück bei der Geschichte, denn lediglich die UKW-Antenne touchiert die Brückenkonstruktion. Radar und Beleuchtung  bleiben noch knapp darunter. Blitzschnell bin ich wieder an Bord und lege den Rückwärtsgang ein. Selbst bei minimalster Voraus-Bewegung reicht die Masse von 18 Tonnen Schiff wohl aus, um ganz schnell eine Radarantenne oder auch die gesamte Alumastkonstruktion zu „knicken“.

Während Christine uns ins Lauwersmeer steuert, studiere ich die Vetus Beschreibungen zur Hydraulikanlage. Hydraulik ist ein ganz neues Thema für mich, denn damit hatte ich bisher noch nie etwas zu tun. Auf der Gipsy 5 werden Bug- und Heckstrahlruder, sowie auch die Ankerwinsch und der nach vorn klappbare Mast angetrieben. Das hat den (geringen) Nachteil, dass man diese Funktionen nur bei laufender Maschine abrufen kann, aber den großen Vorteil, dass enorm viel Kraft zur Verfügung steht, was vor allem bei den Querstrahlschrauben von Bedeutung ist. Elektrische Antriebe werden dabei oft so stark gefordert, dass man sie nur sehr kurz laufen lassen kann, bevor Motoren oder Kabel zu heiß werden oder die Batterien schlapp machen. Das ist bei einer Hydraulik nicht der Fall. Nach Lektüre, etwas Intuition und Drehen an den Ventilschrauben der Hydraulik bekommen wir den Mast dann auch wieder schnell gelegt. Allerdings muss man extrem achtgeben, die Ventile nicht zu weit aufzudrehen. Dann legt sich der Mast so blitzschnell, dass bei nicht rechtzeitigem Abstellen das Ding mit Schmackes aufs Vorschiff knallt oder beim Hochfahren in die achtere Begrenzung knallt. Ist Gottseidank nicht passiert, aber viel hat nicht gefehlt.


Obwohl das Wetter trüb und regnerisch ist, wollen wir heute nicht bis Groningen durchfahren, sondern legen uns um viertel nach zwölf an einen Steg in der östlichen Ausfahrt des Lauwersmeers, Richtung Reitdiep. Der Steg hat keinerlei Versorgungseinrichtungen und auch keine landseitige Anbindung durch Wege oder Straßen. Wir sind „in the middle of nowhere“ und sehen um uns herum nur Natur, in diesem Fall Schilf, Wasser, Wiesen, Pferde und Rinder. Hin und wieder fährt eine alte Botteryacht vorbei und am Abend bekommen wir sogar schönes Wetter, so dass wir noch ein paar Stunden draußen im Cockpit genießen können.














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