Sonntag, 21. April 2019

Von Bremerhaven nach Cuxhaven


Samstag, 20. April 2019. Bremerhaven, Lloyd Marina. Walk zum Fischereihafen, Sundowner mit Nina und Jörg, Besuch von Sabine und Frank.

Am Vormittag genießen wir die Ruhe nach dem (Arbeits-) Sturm des Vortages, trinken unter schönster Sonnenwärme an Deck Kaffee und halten eine Lese-Session. Nachmittags walken wir zum Fischereihafen und schauen uns dort etwas um. Das Areal ist touristisch attraktiv gestaltet, mit großer Fressmeile (überwiegend Fischlokale, etc.) und Accessoir- und Klamottenläden rund um das Thema Seefahrt. Anschließend haben wir 10 km hinter uns gebracht und trinken noch einen Kaffee an Deck.

Den Sundowner genießen wir gemeinsam mit Nina und Jörg im Cockpit, wobei es schon vor dem Sonnenuntergang schnell frisch wird. Am Abend erhalten wir dann noch überraschenden Besuch von Sabine und Frank, die sich zwei Stunden vorher per Telefon angekündigt hatten und uns gegen halb elf wieder verlassen. Um 2315 liegen wir in der Koje, denn in gut vier Stunden klingelt schon wieder der Wecker.

 Die Im-Jaich Marina und die Gipsy 5 am neuen Liegeplatz.

 Überall blühen jetzt die Kirschbäume.

 Fressmeile im Fischereihafen.

 Maneken Pis? Nein, wir sind schließlich nicht in Brüssel. Hier pinkelt der Fisch.


 Sundowner mit Nina und Jörg. Wir bekommen am Abend noch zwei Milka-Hasen von den beiden geschenkt, als kleine Oster-Überraschung. Sie überleben den Oster-Sonntag allerdings nicht. 




Oster-Sonntag, 21. April 2019. Von Bremerhaven nach Cuxhaven, 105 km, 1 Schleuse.

Heute ist das ideale Wetter für die Überfahrt nach Cuxhaven. Kleiner Wermutstropfen: Das Hochwasser ist schon um 03:30 Uhr. Wir wollten eigentlich schon um diese Uhrzeit durch die Schleuse sein, also um 0230 aufstehen, wenn uns nicht ein an unserem Steg liegender Segler gestern Abend angesprochen hätte. Er hatte mitbekommen, dass wir heute nach Cuxhaven wollten und genau das ist auch sein Ziel. Da können wir doch gemeinsam fahren und auch gemeinsam die Schleuse benutzen. Den Schleusengang habe er für 4 Uhr angemeldet, das reiche allemal, denn hier in Bremerhaven beginnt das Wasser erst 1 Stunde nach Hochwasser abzulaufen. Prima, können wir glatt eine Stunde länger schlafen.

Als wir um kurz vor vier in die Schleuse fahren, ist es mondhell. Außerdem ist die Schleuse selbst gut ausgeleuchtet, so dass der Nachtstart kein Problem darstellt. Ich brauche eine Weile um herauszufinden, wie man die Helligkeit des großen Displays so weit herunter dimmt, dass es nicht blendet. Haben wir schließlich noch nie bei dunklen Verhältnissen in Gebrauch gehabt. Wir helfen Egon, der mit seiner Rock’n Roll allein unterwegs ist, beim Festmachen in der Schleuse und lassen ihn dann voraus fahren. Als Kenner des Reviers weiß er auch, dass man zunächst außerhalb des Fahrwassers bleiben soll (auswärts fahrend auf der falschen Seite, also links von den grünen Tonnen), um den dicken Pötten am Containerterminal genug Platz zu lassen, wenn sie dort drehen müssen. Tun wir dann also, obschon das heute völlig überflüssig ist, denn an der langen Kaje liegt kein einziges Schiff und schon gar keines dreht etwa gerade im Fahrwasser.

Die Stimmung ist wunderschön. Es ist zwar mit 8 Grad noch kühl, aber der Wind bläst nur schwach mit 5 Knoten und bereits um 5 Uhr zeichnet sich ein erster rötlicher Schein am Osthimmel ab. Um 06.15 Uhr geht die Sonne zunächst rot und in schneller Folge dann goldgelb auf. Das Boot liegt ruhig und das ablaufende Wasser zieht uns mit bis zu 7 km/h hinaus in die Nordsee. Wir fahren etwas langsamer als sonst, um hinter der Rock’n Roll zu bleiben. Erst später, nachdem die Sonne schon höher am Firmament steht und wir die Leuchttürme Alte Weser (bleibt an Steuerbord) und Roter Sand (bleibt an Backbord) passieren, nimmt Egon einen Shortcut von ein paar Kilometern über flachere Stellen. Das verkneifen wir uns, erhöhen dafür aber auf unsere Standard-Marschgeschwindigkeit. Als wir gegen 0830 einen östlicheren Kurs einschlagen, um in das Elbe-Fahrwasser einzubiegen, sehen wir ihn 2 km vor uns, überholen ihn dann später aber und fahren nun vorneweg.

Für etwa zwei Stunden legt der Wind auf 10 Knoten zu und lässt die Wellenhöhe auf 30 cm steigen, womit wir etwas ins Schaukeln kommen und sogar ein paar Spritzer Gischt an Deck bekommen. Aber das ist nur vorübergehend und etwas weiter drinnen in der Elbe wird es wieder vollkommen ruhig und gemütlich. Wir haben uns zwar auf alles vorbereitet und sämtliche Teile, die durch die Gegend fliegen könnten, weggeräumt, aber das wäre heute gar nicht nötig gewesen. Wie sagt man so schön: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. 

Im Elbfahrwasser ist die Hölle los. Die Großschifffahrt kennt keine Ostern. Jede Menge große Dampfer unterwegs. Am Funk hören wir interessiert der Kommunikation der Hubschrauberpiloten mit den Schiffskapitänen zu, die sich über die Modalitäten der Lotsenübergabe absprechen. Auch einige klassische Lotsenübergaben mit Versetzfahrzeugen können wir beobachten.

Erstaunt sind wir darüber, dass wir in der Elbe-Ansteuerung Gegenströmung bekommen. Sämtliche Apps, die wir konsultiert haben, sagen auflaufendes Wasser an. Die Flut sollte uns also pushen. Aber wir haben 3 km/h Strömung gegen uns. Erfreulicherweise nur für eine Stunde zwischen 10 und 11 Uhr, dann werden wir wieder geschoben, und zwar so flott, dass wir schon um 1230 in den Yachthafen von Cuxhaven einlaufen und festmachen.

Nach dem Mittagessen bringen wir die Räder auf den Steg und fahren in den Ort. Cuxhaven hat etwa 50.000 Einwohner und haut einen auf den ersten Blick nicht unbedingt um. Wir erkunden die alternative City-Marina, die etwas näher am Stadtzentrum und weniger schwellgefährdet ist. Aber irgendwie überzeugt uns die etwas heruntergekommen wirkende Anlage nicht und wir entscheiden uns dort zu bleiben, wo wir sind. Das Wetter ist nach wie vor traumhaft schön mit wenig Wind und viel Sonne. Allerdings ist die Lufttemperatur mit 18 Grad nicht so hoch, wie man im windgeschützten und in der Sonne liegenden Bereich annehmen würde. Abendessen und Sundowner an Bord.



Wir passieren das Container-Terminal. Es ist noch ziemlich dunkel. An der langen Kaje liegt kein einziges Schiff.


Kurz vor Sonnenaufgang. Es ist noch ziemlich frisch im Cockpit.

 Sonnenaufgang um 0615     




 Vor uns fährt die Rock'n Roll.



Als es bereits hell wird fällt mir auf, dass unser Dampferlicht defekt ist. Eine Glühbirne haben wir noch an Bord und ich tausche die kaputte gleich gegen eine neue aus. Ich hatte vorgestern die Navigationsbeleuchtung gecheckt und bereits das Hecklicht repariert. Die Kontrolle des Dampferlichts hatte ich dabei glatt vergessen.


 Das Feuer des Leuchtturms Roter Sand ist seit langem außer Betrieb. Das Bauwerk gilt als schönster Leuchtturm an der Nordseeküste und man bemüht sich, die Substanz zu erhalten.

 Trotz Osterfeiertag herrscht reger Schiffsverkehr, insbesondere auf der Elbe.

 Im Elbe-Fahrwasser begegnen uns mehrere Passagierschiffe mit Ziel Helgoland.

 Etwas zu groß die Sonnenbrille? Sie passt über meine Gleitsichtbrille und hilft bei nicht direkter Sonneneinstrahlung - wenn die Selbsttönung meiner Brille nicht so gut wirkt - zusätzlich gegen die gleißende Helligkeit von Sonne und deren Reflexionen auf dem Wasser. Wegen meiner aktuellen Probleme mit dem linken Auge habe ich mich nach dem Motto "Viel hilft viel!" für die große Lösung entschieden.




Unser Ziel Cuxhaven ist nicht mehr weit entfernt.

 Liegeplatz in der Marina. Nicht ganz ideal, denn vorbeifahrende Schiffe schicken Schwell in den Hafen und dieser Platz ist relativ exponiert.

 Im Nachbarhafen.

 Heutiger Track, 105 km. 90 Prozent der Zeit werden wir vom Strom gezogen bzw. geschoben.





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