Dienstag, 30. April 2019,
Besuch von Birgitt und Eberhard und eine Pferdekutschenfahrt nach Neuwerk
Am Montagnachmittag besuchen
uns Birgitt und Eberhard, Bekannte aus einem früheren Leben, könnte man fast
sagen. Wir hatten Kuchen besorgt und Kaffee und Tee haben wir natürlich immer
an Bord. Weil die beiden keinen Kaffee trinken, haben sie sich vorsichtshalber
gleich eine große Thermoskanne Tee mitgebracht, was freilich nicht nötig
gewesen wäre, aber immerhin praktisch ist. Es gibt mal wieder viel zu erzählen
und vier Stunden verfliegen im Flug.
Am Dienstag sollen wir uns
bis 14 Uhr in Duhnen am Abfahrtspunkt für die Kutschenfahrt nach Neuwerk
einfinden. Die sechs Kilometer bis dorthin legen wir mit den Rädern zurück und
fahren zeitig genug los. Es ist windig, leicht neblig und die Temperatur kommt
heute nicht über 12 Grad hinaus. Als wir die Tour gebucht hatten, waren noch
viel Sonne und 16 Grad angesagt. Das ist ein großer Unterschied und wir machen
uns darauf gefasst, dass die anderthalb Stunden auf der offenen Kutsche recht
frisch werden können. Wohlweislich haben wir deshalb die Ski-Unterwäsche
angezogen, was sich dann als ausgesprochen sinnvoll erweist.
Vor Ort erleben wir, wie die
Pferde aus dem Stall geholt und angeschirrt werden. Die Firma, bei der wir
gebucht haben, schickt heute all ihre 7 Gespanne auf den Weg. Ein kurzer Weg
über die Promenade, dann queren wir den Deich und den Strand und schon sind wir
im Watt. Eine Prickenreihe weist den 12 Kilometer langen Weg bis zur Insel, die
wir wegen des Dunstes während der ersten Stunde gar nicht zu Gesicht bekommen.
Für jeden Fahrgast gibt es eine warme Decke, die wir gleich zu Beginn dankbar
um uns schlingen. Den Wind halten die Decken aber nur sehr bedingt ab.
Wir sind erstaunt, wie flott
die beiden Pferde Paul und Helene die Kutsche mit ihren 9 Aufsassen durch den
Schlick ziehen. Das Watt ist ziemlich sandgrundig und damit relativ gut
befahrbar. Die Hufe der Pferde und die dicken Gummireifen sinken kaum ein. Ein
großer Teil der Strecke wird im Tab zurückgelegt, nur hin und wieder lässt man
die Tiere im Schritt gehen. Vor einem etwa 100 Meter breiten Pril müssen wir
ein paar Minuten warten, um das Wasser noch etwas fallen zu lassen, damit wir
in der Kutsche keine nassen Füße kriegen. Günther, unser Kutschenkapitän,
empfiehlt uns trotzdem, alles, was nicht feucht werden soll, für diese Passage
vom Boden hochzunehmen. Tatsächlich reicht den Pferden das Wasser bis über den
Bauch und der Kutsche bis knapp unter die Bodenbretter. Wir sind froh, dass wir
nicht ins Wasser müssen, denn das dürfte derzeit nur etwa 8 Grad Celsius haben.
Aber den robusten Gäulen macht das offensichtlich nichts aus.
Obschon es wegen der
Temperaturen nicht besonders gemütlich ist, sind wir von der ganzen Geschichte
sehr angetan. Es hat etwas Abenteuerliches und Einmaliges. Vergleichbares haben
wir jedenfalls noch nicht erlebt und wir wüssten auch nicht, wo solche Fahrten
sonst angeboten würden. Irgendwann taucht dann die Insel, auf der nur 35
Menschen leben (unter ihnen auch eine Lehrerin, die immerhin zwei Schüler zu
unterrichten hat) aus dem Nebel auf. Der Platz vor dem großen Inselturm füllt
sich mit zahlreichen Gespannen anderer Unternehmen. Ein Teil von ihnen kommt
nicht aus Duhnen, sondern aus Sahlenburg. Die Aufenthaltsdauer auf der Insel
ist auf eine Stunde beschränkt, weil man rechtzeitig vor zu hoch aufsteigender
Flut wieder zurück am Festland sein muss. Ein kleines Inselgeschäft muss dem
Ansturm der nach Kaffee und Kuchen oder zumindest nach einem heißen Getränk
gierenden Kundschaft gerecht werden. Weil es eng zugeht und gerade bei den sich
reger Nachfrage erfreuenden hot drinks, wie Lumumba oder einem Eierpunsch, ein
Engpass besteht, dauert es ziemlich lange, bis alle bedient sind. Ich selbst
stehe 20 Minuten in der Schlange. Der Lumumba schmeckt dann allerdings auch
ausgesprochen lecker, so dass sich die Warterei zumindest gelohnt hat. Zu
besichtigen gibt es ohnehin nicht viel. Wir besteigen den Turm, schon um warm
zu werden. Bei schönem Wetter hätte man sicher eine tolle Aussicht, die heute
leider etwas beschränkt ist.
Um 1650 sind alle wieder
aufgesessen und es geht auf den Rückweg, der insofern etwas angenehmer ist, als
der Wind nun von hinten kommt und der Fahrtwind den relativen Wind (quasi den
Wind an Deck) jetzt reduziert und nicht verstärkt wie auf dem Hinweg. Trotzdem
sind wir froh, dass wir uns anschließend auf den Rädern wieder etwas
warmstrampeln können. Im Hafen marschieren wir schnurstracks in das Restaurant
im ersten Stock des Marinagebäudes und essen dort zu Abend. Wir wundern uns
über die Größe des Lokals und darüber, wie schnell das Essen serviert wird. Gut
ist es auch. Um halb acht sind wir an Bord zurück und müssen erstmal einheizen.
Die Pferde stehen noch im Stall, als wir beim Kutschfahrtenunternehmen ankommen, aber Geschirr und Zaumzeug liegen schon parat.
Zunächst geht es über den Deich ...
... und den Strand ...
... und dann ins Watt.
Ein frischer Wind weht uns um die Nase.
Von links kommen die Gespanne aus Sahlenburg, die sich zu unserem Treck dazu gesellen.
In diesem Pril steht das Wasser noch über einen Meter hoch. Den Pferden macht es nichts aus, durch das kalte Wasser zu ziehen.
In Neuwerk angekommen, steigen wir als Erstes auf den Turm, damit uns wieder warm wird.
Große Kutschenparade unter uns.
Die Inselbewohner stellen ihre Versorgung sicher, indem sie mit Traktoren und Anhängern alles Nötige hin und her schaffen. Nur für den Müll gibt es eine organisierte Abholung per Schiff.
Wieder auf festem Boden. Jetzt noch kleine 6 Kilometer mit dem Rad zurück zur Marina.
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