Montag, 19. Juni 2017

Von Oldenburg nach Bremen

Montag, 19. Juni 2017. Von Oldenburg nach Bremen, 55 km.

Weil es heute 30 Grad warm werden soll, haben wir uns entschlossen, die Cäcilienbrücke bereits um 8 Uhr zu passieren. Tatsächlich öffnet sie ohne Verzögerung. Öffnen heißt in diesem Fall, dass die gesamte Fahrbahn um 3,50 Meter nach oben gezogen wird. Ein paar hundert Meter weiter legen wir uns an der rechten Seite des Kanals an die Spundwand. Der Motor hat mit 80 Grad bereits fast Betriebstemperatur und so mache ich mich gleich daran, 2,5 Liter Öl abzusaugen. Beim Ölwechsel hatte ich statt der vorgesehenen Maximalmenge von 14 Litern 17,5 Liter eingefüllt, weil nur so am Messstab die obere Markierung erreicht wurde. Außerdem hatte ich auch vorher diese Menge abgesaugt. Nun ließ sich aber in den letzten Wochen immer wieder feststellen, dass der Motor bereits bei 1500 Umdrehungen 90 Grad heiß wird. Eigentlich sollten es nur 85 Grad sein. Im Vetus-Deutz Manual steht geschrieben, dass eine Ursache dafür zu hoher Ölstand sein kann. Wie sich später zeigen wird, liegt es aber nicht daran, denn die Motortemperatur ist unverändert etwas höher, als sie sein sollte.

Nach dem Ölwechsel frühstücken wir erstmal. Währenddessen hören wir auf Kanal 73, dass die Cäcilienbrücke den Betrieb für heute einstellt, weil die Temperatur schon zu hoch ist. Um exakt 9 Uhr. Auf dem gleichen Kanal empfangen wir auch die Kommunikation eines Motorschiffs mit der Eisenbahnbrücke. Ich frage dann auch gleich dort an, wie lange die Brücke heute arbeiten wird. Die Antwort lautet: „Bis die Lufttemperatur 28 Grad beträgt. Jetzt hat es 24 Grad“. Eigentlich würden wir ja noch gern in Ruhe zu Ende frühstücken, aber wer weiß, wie schnell das Thermometer in die Höhe klettert. Als sich die Brücke wieder bei uns meldet und verkündet, wir könnten jetzt gleich mit einem Berufsschiff die Öffnung nutzen – aber nur, wenn wir uns beeilen – sind wir blitzschnell unterwegs. Dann fahren wir halt gegen das auflaufende Wasser die Hunte hinunter. Nach der Eisenbahnbrücke gibt es nämlich keine guten Parkmöglichkeiten mehr für Sportboote. Um 0915 haben wir die Brücke hinter uns. Es stellt sich dann heraus, dass die Strömung nicht besonders stark ist. Statt der geplanten 2 Stunden brauchen wir nun halt zweieinhalb Stunden bis nach Elsfleth. Alle weiteren Brücken auf der Hunte lassen sich zwar öffnen, sind aber hoch genug für uns, so dass wir auf Heben oder Drehen verzichten können.

Elsfleth liegt an der Mündung der Hunte in die Weser. Auf der Weser ist die Strömung viel stärker und wir wollen sicher nicht gegen das ablaufende Wasser anfahren. Also machen wir für 4 Stunden an einem Schwimmsteg vor Elsfleth fest, drehen zu Fuß eine kleine Runde durch den Stadtkern, der nur wenige Minuten entfernt liegt, kaufen Kuchen, essen Eis und warten in aller Gemütsruhe darauf, dass es 16 Uhr wird. Kurz vor Niedrigwasser werfen wir die Leinen los, fahren noch 2 Kilometer die Hunte hinunter und biegen dann rechts ab in die Weser. Nun geht es wieder bergwärts. Wir rechnen mit auflaufendem Wasser, aber die Flut verspätet sich etwas. Erst nach einer Stunde auf der Weser werden wir „geschoben“. Nach einer schönen Fahrt die Weser hinauf, vorbei an vielen bekannten Stätten und Erinnerungen, legen wir schließlich um 1915 am Steg der City Marina Bremen an, direkt unterhalb der Wohnung, in der ich zu Bremer Zeiten 5 Jahre lang gewohnt hatte. Das hat was.


Etwas später zeige ich Christine auf einem spätabendlichen Rundgang dann noch die Highlights der Bremer Innenstadt: Die Schlachte mit all ihren historischen Schiffen, das Künstlerviertel Schnoor, Rathaus und Marktplatz. Christine ist begeistert. Als wir zurück kommen, hat es im Schiff 32 Grad. Wir fühlen uns an Südseetemperaturen erinnert. 

 Cäcilienbrücke in Oldenburg. Um 8 Uhr können wir noch problemlos passieren. Eine Stunde später wird sie wegen Überhitzung geschlossen. Für den Rest des Tages.

 Die Hunte zwischen Cäcilienbrücke und Eisenbahnbrücke

Auch die Eisenbahnbrücke in Oldenburg (oben und unten) wird im Laufe des Tages nicht mehr geöffnet, weil die Sonne zu sehr brennt.



 Problemlos zu passieren. Die Autobahnbrücke über die Hunte ist hoch genug. Über diese Brücke bin ich ein Jahr lang fast täglich von Delmenhorst nach Wilhelmshaven hin- und zurück gefahren. 




Störche drehen ihre Kreise über den Wiesen ...


 ... und Reiher halten Ausschau nach Fischen.




 Der Pegel zeigt die Durchfahrthöhe unter der nächsten Brücke an. Wir legen den Mast und brauchen dann keine Hebung der Brücke.




 Auch diese Eisenbahnbrücke gibt heute den Geist auf, wie wir per Funk erfahren. Wir sind nicht betroffen, aber die Berufsschifffahrt reagiert teilweise recht verärgert.

 Kleines Städtchen Elsfleth an der Mündung der Hunte in die Weser. Hier pausieren wir für 4 Stunden am Schwimmsteg.


 Im Ortskern von Elsfleth



 Wir sind noch in der Hunte, vor uns liegt die Weser. Hier fahren auch große Seeschiffe.







 In diesem Seminarhotel in Bremen Farge bin ich beruflich einige Male gewesen. Vom Wasser aus sehe ich es heute aber zum ersten Mal.


 Die Lürssen Werft baut Luxusyachten in Luxusgröße, und zwar an drei verschiedenen Standorten an der Weser, die wir alle innerhalb von 15 Minuten passieren.

 Da die ersten Weserbrücken (von See kommend) in Bremen den Fluss queren, behilft man sich seeseitig mit Fährverkehr.



 Wir nähern uns dem Ziel. 


 In der mittleren Wohnung des linken Hauses habe ich einmal für 5 Jahre gewohnt. Von dort konnte ich immer zur Weser heruntersehen. Jetzt schauen wir nach oben hinauf.


 Oldenburg - Bremen, 58 km



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