Mittwoch, 20. September
2017. Von Koblenz nach Bad Ems, 22 km. Wir fahren in die wunderschöne Lahn.
Am Morgen ist es noch trüb
und die Temperatur sicher unter 10 Grad, aber im Laufe des Tages bessert sich
das Wetter. Die Sonne scheint hin und wieder und es wird auch etwas wärmer.
Leinen los um 10 vor 9. Vor der Koblenzer Schleuse müssen wir eine gute halbe
Stunde warten, bis wir abwärts in den Rhein entlassen werden. Dieser strudelt
uns mit fünf bis sieben km/h entgegen, aber bis zur Mündung der Lahn sind es
nur 6 Kilometer. Um 1130 biegen wir nach links in den kleinen Fluss ab. Unser
heutiges Ziel heißt Bad Ems. Das sind vom Rhein weg nur ein Dutzend Kilometer,
aber dazwischen liegen 4 Schleusen. Vor der ersten müssen wir ein paar Minuten
warten, aber dann werden wir jeweils vom Schleusenmeister gefragt, wie weit wir
heute noch fahren wollen, damit er uns schon an die nächste Schleuse
weitermelden kann. Das funktioniert tatsächlich so gut, dass wir immer ein
offenes Tor vorfinden und gleich in die Kammer einlaufen können.
Die Lahn ist vollkommen
anders als Rhein oder Mosel. Sie ist sehr schmal und mit 1,60 m garantierter
Tiefe auch ziemlich flach, so dass hier keine Handelsschiffe verkehren. Hin und
wieder soll es mal ein Rundfahrtboot geben, aber heute sehen wir keines. Das
Fahrwasser ist nicht betonnt und nur 12 Meter breit. Die Schleusen und die
Schleusenkanäle sind an manchen Stellen aber deutlich schmaler, so dass man
extrem vorsichtig und langsam hinein- und wieder herausfahren muss. Die engste
Schleuse heute ist nur 5,35 m breit. Da passen wir gerade noch hinein, wenn wir
die Fender an den Seiten nicht wegnehmen wollen. Weil unser Boot schon mit Leerlaufdrehzahl
von 730 U/min fast 6 km/h schnell ist, nehme ich schon weit vor der Schleuse
den Gang raus, damit das Boot langsamer wird. Weil bei still stehender Schraube
keine Steuerwirkung des Ruders mehr gegeben ist, erfolgt die Feinjustierung des
Kurses per Bugstrahler. Mit einem Kilometer pro Stunde kommt man sich ja nun
wirklich nicht mehr schnell vor, aber das ist die angemessene Speed, mit der
man in so enge Löcher einlaufen kann.
Aber nicht nur die Breite
macht uns zu schaffen, sondern auch die Höhe. Die niedrigste Brücke heute hat
eine lichte Höhe von 3,80. Da bleiben über unserem Zelt am Achterdeck gerade
noch 10 cm Luft. Die Landschaft ist jedenfalls sehr schön und idyllisch. Weiter
flussaufwärts soll es sogar noch malerischer werden. Um 1430 laufen wir in
einen kleinen Yachthafen in Bad Ems ein, dessen Einfahrt von dem sehr schmalen
Schleusenkanal abzweigt. Ich bin nicht sicher, ob wir um diese enge Ecke
überhaupt rumkommen. Aufgestoppt und mit vorderem und achterem Querstrahlruder
manövrieren wir uns in Zeitlupentempo in das kleine Hafenbecken. Drinnen werden
wir gleich angewiesen, wieder rauszufahren, weil gerade ein kleines Motorboot
abgeschleppt und aus dem Hafen bugsiert werden soll. Später erfahren wir, dass
es abgesoffen und leer gepumpt wurde und nun zur nahen Bootswerft gezogen
werden soll. Nein, noch mal raus aus dem Mäuseloch will ich nicht und
glücklicherweise finde ich auch eine kleine Ecke, in der wir uns für eine
Minute zurückziehen können, bis der „Schleppverband“ draußen ist. Die Marina
ist sehr idyllisch und stadtnah gelegen.
Also machen wir uns bald auf
die Socken, um für ein paar Stunden den netten Ort zu erkunden. Wir sind
überrascht von der schönen Architektur des Kurorts. Wegen der Freilegung eines
Teils des römischen Limes, der hier seinerzeit die Lahn überquerte, hat dieser
Teil Unesco Welterbe-Status. Bei unserem Rundgang sehen wir auch die beiden
niedrigen Brücken, unter denen wir morgen hindurch müssen. Lichte
Durchfahrthöhe laut Pegel 3,60 m. Das sind mindestens 10 cm zu wenig. Da die
Brücke aber nicht parallel zum Wasser verläuft, sondern zum Pfeiler hin etwas
höher ist, wissen wir nicht, auf welchen Teil der Brücke sich die Pegelhöhe
bezieht. Wenn wir uns dicht am Pfeiler halten, müssten wir eigentlich drunter
durch passen, ohne das Zelt abzubauen. Da wir diese Aktion nicht gut unterwegs
machen können, weil das ein paar Minuten Zeit in Anspruch nehmen wird und wir
auch beide gemeinsam Hand anlegen sollten, müssen wir uns jedenfalls bis zum
Ablegen morgen früh entscheiden, ob wir Bimini und Sprayhood abbauen, oder
nicht. Da die Lahn unter den Brücken zudem eine gewisse
Strömungsgeschwindigkeit hat, wird es auch schwierig, sich langsam
heranzutasten. Auf der anderen Seite sind wir ja eher faul und unwillig,
überflüssige Arbeiten vorzunehmen. Nun ja, wir können ja noch drüber schlafen.
Die ersten Brücken über die Lahn machen noch keine Probleme. Sie sind hoch genug.
Schleuse Lahnstein. Hier müssen wir ein paar Minuten warten, bis ein kleines Sportboot aus der Kammer fährt. Bei den nächsten Schleusen sind wir dann jeweils vorangemeldet und können immer gleich einfahren.
Die Schleusen der Lahn sind deutlich schmaler als alle, die wir bisher kennengelernt haben ...
... und die Brücken sind erheblich niedriger.
Dort, wo es kritisch werden könnte, sind meistens Pegel angebracht, die eine gute Orientierung bieten.
Rechts vorbeifahren! Links davon ist es "unrein", was so viel bedeutet, wie: Hier könnte allerhand Gerümpel am Boden liegen, das dem nichtsahnenden Skipper einige Probleme bereiten könnte.
Wir sind in der Mitte des Fahrwassers, aber hier ist es definitiv nicht 1,60 m tief, denn unser Echolot zeigt nur noch 20 cm Wasser unterm Kiel an. Bei einem Tiefgang von 1,20 wären das also 1,40 m. Viel flacher sollte es nicht werden.
Die Schleusen folgen dicht aufeinander. Während die Lahn durch Wehranlagen aufgestaut wird, umgehen schmale Schleusenkanäle die Barrieren. Die Schleusenfahrwasser sind meistens so schmal, dass sich nicht einmal zwei Boote unserer Größe begegnen könnten.
Die Schleuse in Ahl. Sie ist nicht nur besonders schmal, sondern hat auch eine sehr niedrige Brücke. Lichte Höhe derzeit 3,80 m laut Pegel. Das reicht so gerade eben.
Idyllische Ausfahrt. Allerdings zu schmal zum Begegnen. Heute haben wir Glück. Es kommt keiner.
Eine Staustufe. Hier sollte man nicht lang fahren. Das würde ganz schön poltern.
Ein Blick zurück. Wir kommen gerade aus dem Schleusenkanal rechts im Bild. Links geht es zur Staustufe. Die "Österreich-Flagge" mit dem weißen Pfeil weist darauf hin, dass man links nicht fahren darf und bedeutet also keinesfalls: "Wer nach Österreich will, soll hier links abbiegen".
Schleusenwärter mit Hund in Nievern. Wir treffen heute nur auf sehr freundliches Schleusenpersonal.
Hier wird es verflixt eng. Nicht nur an den Seiten, sondern auch nach oben ist wenig Platz. Langsam tasten wir uns durch das Nadelöhr (Hochwasser Sperrtor, das normalerweise offen steht).
Hochbrücke zwischen Nievern und Bad Ems.
Blick zurück auf Nievern.
Auch die letzte Schleuse des Tages (Bad Ems) liegt hinter uns.
Wenig später tasten wir uns um diese enge Kurve zentimeterweise in das kleine Hafenbecken der Marina von Bad Ems, ...
... wo wir kurz danach an einem ruhigen Liegeplatz festmachen.
Im weiteren Verlauf des Schleusenkanals von Bad Ems (aufgenommen während des Spaziergangs am Nachmittag) sehen wir auch unseren "Schleppverband" aus der Marina wieder. Das abgesoffene Schiff hängt mittlerweile im Kran und der Schlepper tritt den Rückweg an.
Dieses Boot kann hier im Schleusenkanal gerade noch drehen. Die Gipsy 5 wäre dafür schon zu lang. Überhaupt stellen wir heute fest, dass unser Boot wirklich um keinen Deut größer sein dürfte. Sonst könnten wir die Lahn jedenfalls nicht befahren.
Unter dieser Brücke wollen wir morgen drunter durch. Man muss sich rechts vom Pfeiler halten (selbst Österreicher dürfen links nicht fahren, auch wenn das rot weiß rot für sie vielleicht einladend wirkt). Sie ist für uns verflixt niedrig.
Der Pegel zeigt eine lichte Höhe von 3,60 m an. Aber für welchen Teil der Brücke gilt die Höhe? Am Pfeiler ist jedenfalls mehr Platz nach oben als weiter zur rechten Seite.
Farbenspiel
Heutige Tour von Koblenz nach Bad Ems. Wir starten in der Mosel, fahren 6 km den Rhein aufwärts und dann 12 km die Lahn hinauf bis Bad Ems.
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