Montag/Dienstag, 04./05.
September 2017. Koblenz, MWC. Radtour von Koblenz nach Rüdesheim und zurück,
140 km.
Die Wetterprognose für die
nächsten beiden Tage ist gut für’s Radfahren geeignet: Trocken, bewölkt mit
sonnigen Auflockerungen, knapp über 20 Grad. Deshalb nehmen wir die Tour nach
Rüdesheim in Angriff, die wir lieber mit dem Bike als mit dem Boot machen
wollen, weil wir erstens wieder mal etwas Bewegung brauchen und zweitens das
Bergauffahren mit dem Schiff ziemlich langwierig ist. Um neun Uhr sitzen wir
auf den Sätteln. Obwohl etwas weiter, fahren wir über das deutsche Eck und
nicht quer durch die Stadt; also zunächst an der Mosel und dann immer am Rhein
entlang.
Auf der linken Rheinseite
gibt es einen durchgehenden Radweg. Fast ständig hat man Sicht auf den Fluss
und ist auch nicht weit entfernt davon. Zwar fahren wir bergwärts, aber die 30
bis 60 cm Steigung pro Kilometer spüren wir kaum, auch wenn der Weg natürlich
nicht eins zu eins parallel zum Rheinniveau verläuft. Auf dem Hinweg spüren wir
einen leichten Gegenwind, den wir am zweiten Tag dann als Rückenwind bekommen,
so dass wir auf dem Heimweg dann doch etwas flotter voran kommen. Schifffahrt,
Bahnstrecke, Straße und Radweg verlaufen hier permanent parallel. Landstraßen
und Geleise gibt es sogar auf beiden Seiten des Flusses. Rheinaufwärts
überholen wir häufig kommerziell fahrende Binnenschiffe, die deutlich langsamer
sind als wir per Rad. Talwärts ist unser Geschwindigkeitsüberschuss dann
deutlich kleiner. Sportboote sehen wir insgesamt nur drei, davon eine Reinke
ohne Mast, die stromauf fährt.
Mehrmals sehen wir eine
Fahrwassertrennung, weil es in der Mitte des Flusses flache Sände oder Felsen
gibt, die teilweise sogar aus dem Wasser herausschauen. Innerhalb von 4 Tagen
ist der Rheinpegel in Koblenz übrigens um einen ganzen Meter gestiegen. Am
Dienstagabend steht er bei 2,20 m.
Die Landschaft ist
wunderschön und rechts und links gibt es neben dem Weinanbau vor allem Burgen
und Schlösser zu bewundern. Auch viele schöne Fachwerkhäuser fangen den Blick
ein. Das obere Mittelrheintal, das wir hier durchfahren, gehört nicht umsonst
zum Unesco Welterbe. Beim Radeln gönnen wir uns hin und wieder eine Pause. In
Bingen müssen wir schließlich mit der Fähre auf die rechte Rheinseite nach
Rüdesheim übersetzen, wo wir uns um 16 Uhr ein Hotelzimmer direkt an der
Rheinuferstraße nehmen, aber dabei dem Rat der Rezeptionistin folgen und kein
Fenster mit Rheinblick nehmen, denn dort ist auch die Bahnlinie. Da wir das
Fenster geöffnet lassen, bekommen wir dennoch lautstark vorgeführt, mit welchem
Getöse und in welcher Frequenz (nämlich einer hohen) die Züge hier
vorbeifahren.
Den Rückweg beginnen wir um
halb zehn. Wir kennen die Strecke zwar schon, aber dennoch ist das Fahren auch
heute wieder ein Genuss. Die 70 Kilometer von gestern haben wir gut weggesteckt
und kommen gut über die Runden. Nachmittags um vier sind wir wieder an Bord.
Burgen und Schlösser oder deren Ruinen sehen wir massenhaft. Unmöglich, sich zu merken, wie sie heißen oder wo sie liegen (jedenfalls für uns). Nach zwei Tagen verschwimmt alles und die nachträgliche Recherche ist mir schlicht zu mühsam. Dies hier ist jedenfalls Burg Stolzenfels.
Blick auf die Marksburg und Braubach.
Kleiner Hafen auf der linken Rheinseite in St. Goar. Falls wir mit dem Boot weiter rheinaufwärts gefahren wären, hätten wir hier Station gemacht. Burg Katz in Sankt Goarshausen.
Blick auf die Loreley. Der Felsen selbst ist eigentlich wenig spektakulär, aber der Rhein ist hier relativ schmal und auch ziemlich tief. Früher gab es einige schroffe Riffe unter Wasser, die man aber weggesprengt hat, weil sie vielen Schiffen zum Verhängnis wurden. Wegen der engen Biegung und der hohen Strömung kommt es aber auch in neuerer Zeit hin und wieder zu schweren Schiffshavarien.
Die Loreley von der anderen Seite, also mit Blick stromabwärts.
Links Burg Gutenfels bei Kaub, rechts auf der Insel Burg Pfalzgrafenstein.
Im Hintergrund links der Mäuseturm von Bingen.
Drosselgasse in Rüdesheim. Weinlokale und Andenkenläden en masse für die Touristen. Wir hören viel amerikanisch und sehen reichlich Asiaten.
In einem Künstlercafé gönnen wir uns nach Zwiebelkuchen und Federweißem noch einen Rüdesheimer Kaffee, der am Tisch zubereitet wird. Drei Würfelzucker werden mit 4 cl heißem Asbach Uralt (kommt aus Rüdesheim) übergossen und flambiert, dann mit Kaffee aufgegossen. Schließlich kommen Sahne und Schokostreusel obendrauf. Am Ende so ähnlich, wie Irish Coffee. Nur die Zeremonie dabei ist viel interessanter. Schmeckt ausgezeichnet.
Burg oberhalb von Bacharach ...
... und Fachwerkhäuser im Zentrum.
Wieso fährt der nicht zwischen roter und grüner Tonne, könnte man denken. Die Antwort ist: Weil es erstens falsch und zweitens ziemlich gefährlich wäre, denn das Schiff fährt bergauf und da muss die grüne Tonne an Steuerbord bleiben.
Hier wird es zwischen den Tonnen nämlich verflixt flach und deshalb gibt es eine Fahrwassertrennung. In Bildmitte sind die Felsen zu erkennen, die bei etwas höherem Wasserstand natürlich auch überspült sein können und dann nicht so leicht wahrzunehmen sind.
Weil das Fahrwasser des Rheins hier über einige Kilometer sehr eng und kurvig ist, zeigt diese Lichtzeichenanlage den Bergfahrern an, wie viele und wie große Schiffe ihnen talwärts entgegenkommen. Gegebenenfalls muss der Bergfahrer warten, bis alle Talfahrer die Engstellen passiert haben. Erklärung der Zeichen im unteren Bild.
Nochmal die Loreley.
Wieder zurück in Koblenz. Die Gipsy 5 haben wir schon im Blick. Jetzt müssen wir nur noch über die Brücke auf die andere Seite.
Hallo Ihr Beiden,
AntwortenLöschenSo haben wir uns dann ja doch gesehen, zumindest von weitem, wir sind am 4.9. mit unserer kleinen Reinke ohne Mast von St.Goar nach Rüdesheim motort. Da habt ihr uns wohl mit dem Rad überholt :-)
Kein Wunder, wir sind an dem Tag mit gut 3km/h durchschnittlich über 8h bei Vollgas unterwegs gewesen.
Vielen Dank noch mal für euren Tollen Blog und schade das es mit dem persönlichen Treffen nicht geklappt hat.
LG Jens und Barbara