Montag, 01. Mai 2017, Sneek.
Besuch auf der Bauwerft unseres Bootes und Dinner-Einladung auf der Touch &
Go
Kein schönes Wetter am 1.
Mai, aber in Holland ist das ohnehin kein Feiertag. Da wir unser Auto noch vor
Ort haben, nutzen wir diesen Tag also, um nach Harlingen zu fahren. Wir wollen
der Bauwerft unseres Bootes, Consonant Yachts, einen Besuch abstatten, um ein
paar Fragen zu stellen. In einer halben Stunde sind wir in Harlingen, einem
Städtchen mit pittoreskem, mittelalterlichen und maritimen Flair direkt an der
Waddenzee.
Im neu aussehenden
Werftgebäude treffen wir auf Sipko, den Direktor, der den Betrieb erst vor zwei
Jahren übernommen hat. Im Gespräch stellt sich heraus, dass von unserem
Bootstyp erst zwei Exemplare gebaut wurden und die Gipsy 5 das jüngere ist. Da
das Unterdeckslayout verschieden ausgeführt wurde, handelt es sich bei unserem
Schiff also um ein absolutes Unikat. Um
unsere Hauptfragen beantworten zu können, muss der Chef in Unterlagen kramen
und im Computer in alten CAD-Zeichnungen recherchieren. Aber auch da wird er
nicht fündig, was die Verbindung zwischen den beiden Dieseltanks angeht. Es
gibt nämlich nur einen Einfüllstutzen und nur eine Entlüftung, aber keine
sichtbare Verbindung zwischen den Tanks, so intensiv man auch danach sucht und
das habe ich weiß Gott getan. In den Stb-Tank führen Tankstutzen und Entlüftung
und auch die Versorgung des Motors erfolgt aus diesem. An den Bb-Tank ist nur
die Heizung angehängt. Es muss also eine Verbindung geben und die kann nur an
der Rückwand des Schotts sein, das den Motorraum nach achtern begrenzt. Aber
diese Wand ist von der anderen Seite komplett verbaut und mit 6 cm Schaum
isoliert. Mich würde nun interessieren, in welcher Höhe die Verbindung
verläuft, weil davon abhängt, ob das Volumen beider Tanks für den Motor zur
Verfügung steht oder ob eventuell aus dem Bb-Tank nur die Heizung gespeist
wird. Sipko kann die Frage nicht beantworten, weil die Zeichnungen nichts
hergeben. Er ist aber mit mir der Meinung, dass eine solche Trennung keinen
Sinn mache und deshalb wohl an tiefer Stelle eine Verbindung gelegt ist. Dann
müsste es oben aber eine weiter für die Entlüftung geben. Tja, das ist wohl
nicht rauszukriegen, wenn man das Schiff nicht zerlegen will oder die Arbeiter
fragen kann, die 2008 daran gewerkelt haben.
Dafür bekommen wir eine
exakte Auskunft darüber, welche Farben für den Rumpf und Oberdeck verwendet
wurden, damit wir bei Ausbesserungen mit den richtigen Produkten operieren
können. Das Dokument, aus dem Sipko diese Informationen abliest, lässt er uns
freundlicherweise sogar kopieren, so dass wir nun auch noch über weitere,
bautechnische Details zu unserem Boot verfügen. Wir werden ausgesprochen
freundlich empfangen und mit Kaffee bewirtet, obwohl der Boss selbst heute
Morgen erst von einer 60-stündigen Überführungsfahrt eines Bootes zurückgekehrt
und ziemlich müde ist, wie er sagt.
Anschließend schauen wir uns
die Innenstadt und die Bootsliegeplätze im Stadtzentrum von Harlingen an. In
einem netten Lunchcafé essen wir zu Mittag und fahren dann wieder retour nach
Sneek.
Am Abend sind wir zu Drinks
und Dinner bei Georgina und John auf der Touch & Go eingeladen. Wir
verbringen fast 4 kurzweilige Stunden mit den beiden. Interessanterweise
sprechen wir gar nicht so viel über unsere „neuen Boote“, sondern diskutieren
ausgiebig die politischen Verhältnisse in der Welt und in Europa. Wir sind
erstaunt, wie gut sich die beiden Australier mit der hiesigen Politik
auskennen.
Dienstag/Mittwoch, 2. und 3.
Mai 2017. Mit dem Auto nach Osnabrück, mit der Bahn zurück.
Christine muss einen kleinen
chirurgischen Eingriff vornehmen lassen, für den wir nicht extra wieder nach
Österreich fahren wollen. In Sneek will man die ambulante OP aber nicht machen
und so kommen wir auf die Idee, es in Osnabrück zu versuchen. Das sind nur 250
Kilometer von hier und außerdem können wir mehrere Fliegen mit einer Klappe
schlagen. Wir verbinden die Fahrt mit einem Besuch bei meiner Mutter und lassen
das Auto dann in ihrer Garage stehen. Wir hatten ursprünglich vorgehabt, es in
Sneek zu lassen und irgendwann nachzuholen, aber diese Variante ist deutlich
besser. Der Eingriff verläuft problemlos, so dass wir am Nachmittag wie geplant
den Zug besteigen können und vier Stunden und dreimal Umsteigen später wieder
in Sneek landen. Die Wege zum Bahnhof und am Abend zurück zum Boot machen wir
zu Fuß, so dass wir heute sogar noch auf 10 km Fußmarsch mit Gepäck kommen. Die
De Valk Mannschaft hat das Boot erfreulicherweise an dem äußerst komfortablen
Liegeplatz belassen, der eigentlich für größere Ein- und Ausräumaktionen
vorgesehen ist und den wir nun schon seit zwei Wochen belegen. Auch wenn die
to-do-Liste noch 15 Positionen mit insgesamt etwa 50 Arbeitsstunden umfasst,
sind die wichtigsten Dinge erledigt und wir fühlen uns startklar. Nun warten
wir noch auf gutes Wetter, so dass wir hoffentlich am Wochenende zu unserer
ersten Etappe aufbrechen können.
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