Montag, 11. September 2017

Zurück in die Jugend

Freitag, 8., bis Montag, 11. September 2017. Back to the roots oder zurück in die Jugend: Segeln mit einer Gleitjolle in Grömitz.

Irgendwann – vielleicht vor etwa fünf Jahren - hatte ich mal geäußert, dass ich gerne mit Thomas zusammen noch einmal einen 470iger segeln würde. Mit allem drum und dran. Sprich: Inclusive Trapez und Spinnaker, möglichst bei ordentlich Wind. Halt so wie in unserer Jugend als 16-jährige. Seinerzeit hatten wir mit einem Vereinsboot an vielen Regatten teilgenommen und die Speed-Segelei hatte uns ordentlich Spaß gemacht. Mit dem Eintritt ins Berufsleben und dem Umstieg aufs Yachtsegeln war es aber bereits mit 19 Jahren vorbei mit dieser actionreichen Form des Sports. Wenn man das noch einmal aufleben lassen wollte, so meine Überlegung, sollte man sich damit jedenfalls nicht so lange Zeit lassen, bis man sich nur noch mit dem Rollator vorwärts bewegen kann.

Diese damals von mir ohne wirklichen Plan geäußerte Idee wurde dann anlässlich meines 60igsten Geburtstags von Christine,Thomas und Eva in ein Geburtstagsgeschenk für mich umgesetzt und konkretisiert. Mit langem Vorlauf hatten wir bereits im Oktober letzten Jahres den Termin auf dieses Wochenende fixiert und meine Gönner die entsprechenden Buchungen vorgenommen.

Am Freitag fahren wir also mit dem Zug nach Dorsten. Wir müssen zwei Mal umsteigen, aber das gestaltet sich als schwierig, weil gleich auf der ersten Strecke eine fast einstündige Verspätung eintritt. In Köln fährt gleich vom Nebengleis ein Zug nach Essen, wo wir den letzten Anschluss bekommen müssen. Also rein in den Zug. Bei Verspätungen darf man schließlich andere Verbindungen wählen. Aber als Nicht-Viel-Fahrer kennen wir uns mit den Tücken der deutschen Bahn natürlich nicht aus, und so kommt es, dass wir prompt in einer Privatbahn (HKX) sitzen, die keine Kooperation mit der DB hat, wir beim Schaffner also zusätzliche Tickets für den Streckenabschnitt kaufen müssen, was uns 30 Euro und somit fast genauso viel kostet, wie wir schon für die gesamte Fahrt bezahlt hatten. Dumm gelaufen. Ich bin etwas angefressen, dass das nicht besser kommuniziert wird und frage den Schaffner, was eigentlich passieren würde, wenn ich mich weigerte, „doppelt“ zu bezahlen. Entweder Ausweis übergeben und später 60 Euro zahlen. Wenn ich den Ausweis nicht rausrücken würde, käme uns die Polizei am nächsten Bahnhof abholen. Kosten: 2000 Euro. Nun, das steht natürlich nicht dafür und so ist die Lektion gar nicht mal so teuer, denn ich bin ganz sicher, dass ich in diese Falle nicht noch einmal hinein tappe. Allerdings wird meine Neigung, künftig mit der Bahn zu fahren, durch dieses Erlebnis auch nicht unbedingt größer.

In Dorsten holt uns Thomas vom Bahnhof ab und Eva erwartet uns bereits mit einem leckeren Mittagessen. Dann geht es zu viert im Auto über verstopfte Autobahnen nach Grömitz. Weil es viel zu erzählen gibt, wird es trotz der Staus zumindest nicht langweilig. Obschon in Grömitz bereits vor einem Jahr für dieses Wochenende kaum noch ein Zimmer zu bekommen war, es also ziemlich voll sein muss, wirkt der Ort abends um halb neun, als wir endlich soweit sind, dass wir nach einem Restaurant Ausschau halten, wie ausgestorben. Die meisten Lokale haben schon geschlossen und das Personal desjenigen, in dem wir schließlich landen, ist auch nicht sehr erfreut, als wir auftauchen. Die Küche schließe um 21 Uhr, da müssten wir uns mit dem Bestellen schon beeilen. Und um 22 Uhr sei überhaupt Feierabend. Wir bleiben trotzdem.

Der nächste Tag ist genau so regnerisch, wie der Freitag. Und außerdem hat es kaum Wind. Also lassen wir es erst mal langsam angehen und gehen Frühstücken, was sich ebenfalls als schwierig herausstellt. In unserem Hotel bekommen wir nämlich keines und anderswo auch kaum. Natürlich verhungern wir nicht und finden schließlich doch noch ein nettes Plätzchen in einem Bäckereicafé. Anschließend zum Strand und zur Segelschule/Bootsverleih. Es regnet immer noch. Wind immer noch schwach. Wiederholter Blick in die diversen Wetter-Apps. Zwischendurch Shoppen. Am Nachmittag soll es etwas mehr Wind geben. Und etwas weniger Regen. Wir befürchten schon, die ganze Aktion abblasen zu müssen, denn bei Flaute brauchen wir natürlich gar nicht erst aufs Wasser zu gehen. Aber schließlich wird doch noch was draus.

Es ist schon halb fünf, als wir endlich den Laser Bahia (einen 470iger gab es nirgends zu mieten) ins Wasser schieben und loslegen können. Es klappt alles ziemlich gut, gleich zu Beginn. Trotzdem ist es wahrscheinlich ganz hilfreich, dass es nicht hackt, sondern mit Beaufort 2 bis 3 eher gemächlich windet und wir uns langsam an das Boot, Trapez und Blister herantasten können. Immerhin reicht der Wind, dass ich mich schon mal an den Draht hängen kann. Es ist fast wie Fahrradfahren: Obschon es nun über 40 Jahre her ist, haben wir die Bewegungsabläufe und das Gefühl für ein so kleines, kippeliges Boot nicht verlernt. Thomas hat die Jolle gleich im Griff und ich komme auch noch ziemlich flott ins Trapez. Es macht Spass, aber nach anderthalb Stunden beenden wir die Übung, weil die Segelschule Feierabend machen will.

Am Sonntagmorgen passen dann die Bedingungen. Die Sonne lacht und der Wind ist mit 3 bis 4 Beaufort auch stärker. Nun geht es schon ganz gut zur Sache und macht noch einmal deutlich mehr Spaß, als gestern. Wir genießen die Turnerei jedenfalls ausgiebig. Christine und Eva stehen am Ende einer Pier und können von dort aus ganz ordentliche Fotos von uns machen mit deren Ausbeute wir später sehr zufrieden sind.

Auf dem Rückweg nach Dorsten kommen wir flott voran und auch die Bahnfahrt am Montag zurück zur Gipsy nach Koblenz verläuft ohne Probleme. Also erleben wir auch verkehrstechnisch einen sehr versöhnlichen Abschluss dieses tollen Wochenendes. 

 Die Rüstung ist komplett. Neoprenanzug samt Haube, Trapezgurt und Schwimmweste. Es kann losgehen.

 Zunächst müssen wir das Boot ins Wasser bringen ...

 ... und dann über das Heck einsteigen.

 Der schwache Wind erleichtert die ersten Schritte.

 Das Wetter ist allerdings nicht sehr freundlich und zwischendurch regnet es auch hin und wieder.

Aber selbst dieses bisschen Wind reicht aus, damit ich schon mal das Trapez ausprobieren kann.







 Am Ende des ersten Tages ...

 ... kehren wir bestens gelaunt zum Strand zurück, auch wenn uns mittlerweile doch etwas kalt geworden ist.


 Auch nach der kalten Dusche am Strand ist mir noch nicht wärmer.

 Dafür ist es am nächsten Tag deutlich besser. Die Sonne lacht und der Wind bläst etwas frischer.



 Da hätte es uns fast nach Luv reingehauen.






















 Am Ende des Tages kentern wir doch noch, weil uns ein Surfer in die Quere kommt. Aber wir können das Boot schnell wieder aufrichten.
















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen