Sonntag, 22.
September 2019. Ein Rückblick auf die Saison 2019.
Der Götakanal
war das eigentliche Ziel dieser Saison. Um dorthin zu gelangen, mussten wir
einige hundert Seemeilen in der Nord- und Ostsee zurücklegen. Weil wir damit rechneten,
hin und wieder tage- oder auch wochenlang auf geeignetes Wetter warten zu
müssen, damit die Passagen nicht zu unangenehm würden, starteten wir in diesem
Jahr bereits sehr früh, nämlich schon am 3. April. Tatsächlich haben wir einige
Male auf weniger Wind und Welle warten müssen und meistens dann auch angenehme
Bedingungen vorgefunden. Es gab aber durchaus einige ungemütliche Überfahrten,
die vor allem Christine nicht sehr behagt haben.
2517 km
Reisestrecke, 265 Motorstunden und 1280 Liter verfeuerter Diesel: In dieser
Saison sind wir deutlich mehr gefahren als in den beiden vorherigen Jahren.
Insgesamt passierten wir dabei 81 Schleusen und 58 Brücken mussten für uns
geöffnet werden.
Die Niederlande
ließen wir ganz schnell hinter uns und auch in Deutschland und Dänemark haben wir
uns nicht besonders lange aufgehalten. Am 4. Juni erreichten wir den ersten
schwedischen Hafen und nach einigen Tagen in Göteborg ging es dann in den Kanal.
Entlang dieser alten Wasserstraße, die heute nicht mehr kommerziell, sondern
nur noch von Freizeitskippern benutzt wird, gibt es – mit wenigen Ausnahmen - nur
schwach ausgebaute Infrastruktur. Hin und wieder kleine Ortschaften, aber
überwiegend weitläufige und grüne Natur. Eindeutiges Highlight des Götakanals sind
die alten Schleusen, in deren Kammern es insbesondere beim bergauf fahren zu
starken Strömungen und Turbulenzen kommt und es deshalb besonders wichtig ist,
ein gut abgestimmtes Linehandling zu praktizieren. Obschon wir in der Hochsaison
unterwegs waren, hatten wir mit mehr Verkehr und längeren Wartezeiten
gerechnet. Es gab auch keine Probleme, an den gewünschten Stellen jeweils schöne
Liegeplätze zu finden. Einschließlich der Aufenthalte an den großen Seen, die
in die Route eingebettet sind, verbrachten wir einen ganzen Monat mit der
Kanalfahrt.
So schön und
interessant wir den Götakanal erlebt haben, als Höhepunkte der Saison würden
wir eher die nachfolgenden Aufenthalte in den Schärengewässern und in Stockholm
– dem Venedig des Nordens - bezeichnen. Die vielen kleinen und größeren
Felsinseln vor der schwedischen Küste und in den großen See sind etwas ganz
besonderes, zumal man die tolle Atmosphäre im schwedischen Sommer wegen des frühen
Sonnenauf- und des späten Sonnenuntergangs ausgesprochen lange genießen kann.
Während wir – im Gegensatz zu den Zeiten auf der Gipsy IIII – bei der Fahrt in
Binnengewässern meistens in Häfen oder Marinas gelegen hatten, haben wir in den
Schären nun häufig auf traumhaften Ankerplätzen gelegen, oftmals weitab von
jeglicher Infrastruktur. Auch Stockholm hat uns ausgesprochen gut gefallen. Für
Leute, die gern Städtereisen unternehmen, unbedingt zu empfehlen!
Auch in diesem
Jahr haben wir wieder einige Freunde und Bekannte getroffen, die wir teils seit
vielen Jahren nicht gesehen hatten. Besonders genossen haben wir die Besuche
von Sabine und Frank, Anna und Klaus und Christines Geschwistern Irmgard und
Franz. Sehr schön war auch die gemeinsame Zeit mit Dorothea und Heiko, die uns mit
ihrer Winnipesaukee im Götakanal eingeholt hatten und bis Stockholm begleitet
haben.
In Erinnerung
bleiben natürlich auch wieder einige Bastel-Jobs der härteren Art, vor allem
der anspruchsvolle Austausch der Service Batterien in Bremerhaven und der so
katastrophal begonnene Keilriemenwechsel in Nynäshamn, wobei ich bei beiden
Arbeiten sehr froh über die Unterstützung von Jörg bzw. Heiko war. Eine
unangenehme Begegnung erlebten wir in Karlsborg, als uns ein kleines Motorboot mit
angetrunken wirkender Crew an der Pier rammte und einen Lackschaden hinterließ.
Die schwedischen
Menschen verdienen eine besondere Erwähnung. Sie sind ein freundliches Volk mit
ruhiger und gelassener Wesensart. So haben wir sie zumindest erlebt. Es scheint
oft, als könne sie nichts aus der Ruhe bringen. Kommst du heut‘ nicht, kommst
du morgen. Oder, wie Heiko es bezeichnet hat: „Die sind völlig tiefenentspannt“.
Als jemand, der im Berufsleben mit Projektplänen
und zuverlässigen Timings gearbeitet hat, fällt es mir immer noch schwer, mit
dieser oft wie laissez-faire anmutenden Haltung umzugehen. Jedenfalls dann,
wenn man für eine Leistung relativ viel Geld bezahlt. Aber man kann ja noch dazu
lernen. Weil in vielen Marinas, aber auch in Restaurants oder sonstigen
saisonalen Servicebetrieben, oft Aushilfskräfte (Studenten) arbeiten, muss man auch
hier deutliche Abstriche an Professionalität in Kauf nehmen. Das machen die
entsprechenden Personen aber meistens durch Freundlichkeit wieder mehr als wett.
Wir freuen uns
jetzt auf den Herbst und Winter in der Heimat. Im nächsten Jahr wollen wir dann
im Mai wieder auf die Gipsy 5 umziehen. Einen genauen Reiseplan haben wir noch
nicht, aber vermutlich geht es zurück in deutsche Gewässer.
3. April bis 5. September 2019: Track der Gipsy 5 von Elburg bis Nävekvarn. Wie immer, kann man sich die Details bei Bedarf durch Klicken auf den Reiter "Track 2019" ansehen.
Wir freuen uns über Freunde und Verwandte, die uns besuchen.
Spektakuläre Schleusen und Schleusentreppen im Götakanal.
Wir besichtigen einige Schlösser und Burgen, ...
... und erleben auch sonst allerhand ...
... nicht nur zwischen Läsö ...
... sondern auch an genussvollen Ankerplätzen.
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