Dienstag, 03. September
2019. Nävekvarn. Vorbereitungen für das Auswassern.
Am Vormittag wird ein Platz
in der Nähe des Slips frei, weil eine holländische Ovni aus dem Wasser genommen
wird. Wir nutzen schnell die Chance und verlegen unseren Liegeplatz dorthin.
Schlagartig ist es vorbei mit dem Gehopse. In der Nacht war es zwar windstill
und ruhig, aber die beiden großen Schiffe, die im Fahrwasser in einer
Entfernung von wenigen hundert Metern vorbeifuhren, haben ordentliche Wellen
verursacht, die mit großem Lärm unter unsere Badeplattform schlugen und uns
jeweils geweckt haben.
Die meisten Dinge, die zum
Saisonende fällig werden, möchte man am liebsten gleichzeitig und zuletzt
machen. Trotzdem finden sich einige Aktionen, die wir auch heute schon
erledigen können. Ich bringe das Altöl den Berg hinauf zur Werft (und schließe
dort auf der Winnipesauke die Fahrräder noch mit einem Kettenschloss ab),
außerdem verstauen wir unsere Fahrräder diesmal gefaltet (weil sie nämlich
Falt- und nicht etwa Klappräder sind) in ihren Packtaschen. Dann wird schon mal
einiges zusammengepackt, was mit ins Gepäck muss. Anders als bisher haben wir
ja nun kein Auto vor Ort, d.h. wir müssen uns auf Mengen beschränken, die wir
auf dem Ryan Air Flug nach Bremen mitnehmen können. Für mich wird das kein
Problem sein, Christine macht den Check für ihre Klamotten erst morgen.
Heute läuft eine Bavaria 37
ein, deren deutsche Besatzung wir am 17. Juni in Läckö Slott getroffen hatten.
Unserer Empfehlung folgend, haben sich Renate und Eckhard auch hier in der
Swede Port Marina angemeldet und werden ebenfalls am Donnerstag auswassern. Am
Abend sind wir bei ihnen auf ihrem Boot eingeladen. Wir haben ausgesprochen
interessante Diskussionen über die Segelei sowie Gott und die Welt, die sich
bis Halb zwei in der Nacht hinziehen. An unserem neuen Liegeplatz schlafen wir
mit Prosecco und Rotwein im Bauch dann ausgesprochen gut.
Mittwoch, 04. September
2019. Ein Tag vor dem Haulout in Nävekvarn.
Die Schweden sind ja
insgesamt ein ziemlich relaxtes Volk. Jedenfalls unserer Erfahrung nach.
Mikael, der Chef der Werft, ist insofern ein ganz besonders typischer Vertreter
seiner Nation. Am Vormittag fragt er zunächst einmal per Email ab, wann wir
denn im nächsten Jahr wieder mit dem Boot ins Wasser wollen. Klar, das ist
wichtig für die Reihenfolge, in der die Boote in die Halle kommen. Da die
Schiffe hier einzeln aufgebockt werden (und dementsprechend nicht so flott hin
und her bewegt werden können wie das in Elburg der Fall ist) möchte man
unnötiges Rangieren natürlich verständlicherweise vermeiden. Erstaunlich ist
nur, dass diese Dinge nicht früher abgefragt wurden, sondern jetzt kurzfristig
bekannt gegeben werden müssen. Die meisten Leute haben sich noch gar keine
Gedanken darüber gemacht. Wir legen einfach einen Termin fest, an dem Mitte Mai
ein Flug nach Skavsta geht.
Um die Mittagszeit gehe ich
dann mal hoch zur Werft, um mit Mikael zu sprechen. Er hat immer noch keinen
Plan, wann welches Boot aus dem Wasser kommt. Außerdem möchte er gern, dass wir
den Mast legen und unsere Kuchenbude abbauen, damit wir niedriger werden. Mast
legen ist natürlich kein Problem, aber das große Zelt wollen wir aus
verschiedenen Gründen eigentlich gern stehen lassen. Er befürchtet, dass seine
Hallen zu niedrig sind. Die exakten Maße der Hallenhöhe und auch der Tore hat
er allerdings weder im Kopf noch sonst zur Hand. Ich weiß, dass unsere Gipsy 5
vom Kiel bis zur Oberkante der Kuchenbude 5 m hoch ist. Vielleicht 4,98 m,
vielleicht auch 5,06 m. Er fragt mich, ob ich glaube, dass unser Boot in seine
Halle passt. Wie soll ich schätzen, ob die Halle 4,90 m oder 5,20 m hoch ist?
Also erkläre ich ihm, dass wir das ja wohl ausmessen müssen. Tatsächlich fehlen
in beiden Hallen, die in Frage kommen, wenige Zentimeter Höhe. Wir müssen also
wohl in den sauren Apfel beißen und unser Zelt flach legen. Hoffentlich können
wir es dann an Ort und Stelle zumindest wieder aufstellen, damit unser Cockpit
besser vor Staub und Vögeln geschützt ist. Das hängt davon ab, ob das Boot
schließlich zwischen den Betonträgern des Daches steht oder direkt unter einem
Träger.
Ärgerlich ist auch, dass wir
das Beiboot nicht in den Davits hängen lassen können. Das heißt, wir könnten
schon, müssten dann aber für den Platz bezahlen. Macht etwa 500 Euro extra.
Also beißen wir noch mal in den sauren Apfel und bringen den Außenborder an
Bord und klappen das Dinghy senkrecht am Heck hoch, wobei uns Eckhard
erfreulicherweise tatkräftig unterstützt.
Man hatte uns ursprünglich
zugesagt, dass wir als Erste am Morgen aufgeslippt werden. Auch das ist nun
leider nicht der Fall. Wir sind erst als Zweite dran und vor uns muss noch die
Winnipesaukee in die Halle manövriert werden. Das kann man nicht etwa heute
schon machen, weil nämlich der Fahrer des Treckers erst morgen vor Ort ist. Wir
hoffen, dass sich das Timing mit unserem Abflugtermin am Nachmittag verträgt.
Unseren Flieger wollen wir natürlich ungern versäumen und den möglichen Stress
davor würden wir auch gern vermeiden. Schließlich gibt es auch noch ein paar
Kleinigkeiten an Bord zu erledigen, wenn das Boot an Land steht.
Mit Klamotten packen,
putzen, Kühlschrank abtauen, Vakuumieren der Anziehsachen, die hier bleiben,
und und und sind wir jedenfalls den ganzen Tag beschäftigt, auch wenn wir es
ruhig angehen lassen können. Am Abend drehen wir dann auch das Wasser ab,
leeren den Boiler und putzen die Buffer-Tanks. Jetzt können wir nicht mal mehr
Zähne putzen oder die Toiletten an Bord benutzen. Aber dafür stehen an Land
Sanitäranlagen zur Verfügung. Für Morgen hoffen wir jedenfalls, dass wir nicht
später als 11 Uhr aus dem Wasser gezogen werden.
Wir warten auf das Auswassern. Links im Bild der Slip, auf dem das Boot morgen aus dem Wasser gezogen wird.
Auch die Fahrräder verpacken wir heuer und lagern sie im Cockpit.
Aus den technischen Geräten werden alle Batterien entfernt ... und, und, und ....
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